Bildlexikon Leipzig

Seit einiger Zeit1) findet sich unter dem Titel Bildlexikon Leipzig eine Website im Internet. Das wäre eigentlich nicht der Erwähnung wert, schließlich gibt es etliche Seiten, die sich die Beschäftigung mit der Stadt Leipzig zum Ziel gemacht haben. Allerdings gibt es hier einige un­erfreuliche Auf‌­fälligkeiten:

  1. Der untere Bereich (footer) jeder Seite verweist auf Kontakt und Impressum bei »bildlexikon.de« – eine solche Seite gibt es aber nicht (mehr?). Im besten Fall handelt es sich um nachlässige Programmierung (hierfür spricht auch, dass beim favicon das vor­eingestell­te WordPress-Logo nicht durch ein eigenes ersetzt wurde), im schlimmsten Fall um Betrug.
  2. Auf der Startseite wird mit großen Worten und viel blumigem Werbe-Sprech das Blaue vom Himmel versprochen – schaut man sich das Angebot genauer an, sind viele Kategorien leer. Manche der Verheißungen sind sehr fragwürdig (»Über­sicht­liche Information … mit klarer Wertung« – Informationen sind wahre Aussagen, z. B. Johann Sebastian Bach starb am 28. Juli 1750 in Leipzig. Was wollen die anonymen Autoren hier »klar werten«?), andere glatt gelogen (»diese[r] einmalige[r] Quelle von zuverlässig recherchierten Informationen« – als gäbe es nicht schon seit 1998 das originale Leipzig-Lexikon).
  3. In der Rubrik »Leipzig Bildergalerie« gibt es zu keinem der aktuellen oder alten Bilder Hinweise zu Bildrechten. In den Rubriken »Leipzig Wand­bilder« und »Leipzig Bild­lizenzen« soll aber etwas verkauft werden (der Webshop ist gerade nicht erreichbar).
  4. Eine der Rubriken nennt sich ganz frech »Leipzig Lexikon« (zwar ohne Binde­strich, aber in den Dateinamen taucht dieser natürlich auf, und Such­maschinen werden sich um diese Feinheit ohnehin nicht kümmern). In dieser Rubrik finden sich ganze 89 Einträge! – Ob die anonymen Autoren (eine »erfahrene und dynamische Mann­schaft«) wissen, was ein Lexikon ist? Die aktuellen Fotos von ein paar Sehens­würdig­keiten, versehen mit Texten ohne jede Quellen- oder Literatur­angabe oder Verweise zu anderen Einträgen sind jedenfalls nicht geeignet, die Lexik (= den Wortschatz) der Stadt zu erklären. Und der auf der Start­seite gepriesene »exklusive Anspruch«, »Chronist der beständigen langen Linien zu sein« lässt sich ohne Chronik, Zeit­leiste oder Kalenderblätter wohl auch nicht ansatzweise verwirklichen. Wahr­scheinlich ist die Verwendung der seit Jahrzehnten bestehenden und tausendfach verlinkten Wort­kombination »Leipzig Lexikon« nur dazu gedacht, die eigene Seite in den Such­maschinen besser zu platzieren.

Das Bildlexikon Leipzig ist weder eine Ergänzung, erst recht keine Alternative zum Leipzig-Lexikon. Eher ein Trittbrett­fahrer, der seine kommerziellen Interessen unter einem seriösen Mantel verstecken will, ohne selbst allzu großen Aufwand treiben zu müssen.

Netzauftritt

1) die Seite gibt © 2022 an; die WayBackMachine von archive.org findet sie erstmals am 5. Februar 2023