Café Bauer

Das Café Bauer war das prächtigste Leipziger Kaffeehaus. Es wurde von 1890 bis 1922 betrieben und befand sich im Wohn- und Geschäftshaus Roßplatz 6 (zwischen dem Gesellschaftshaus Harmonie im Westen und dem Hôtel de Prusse im Osten).


Café Bauer 18921)

Der für das Café Bauer in den Jahren 1889 / 1890 für 1,5 Millionen Mark im Stile des Historismus errichtete viergeschossige Wohn- und Geschäftshauskomplex galt als der bedeutendste seiner Art in Leipzig. Die Fassade vereinte Elemente der Renaissance mit denen von Barock und Rokoko. Das Erd- und 1. Obergeschoss des Vorderhauses beherbergte neben dem »Café Bauer« mit seinen prunkvollen Restaurantsälen auch einen Lese- und einen Billardsaal. In den darüberliegenden Geschossen befanden sich Wohnungen.

Auf dem 85 m tiefen und 1.428 m² großen Grundstück befand sich außer dem doppelt unterkellerten Vorder- noch ein Hinterhaus, das mit zwei schmalen Seitengebäuden einen kleinen Hof bildete. Noch hinter dem Hinterhaus lag im Obergeschoss eine ebenso aufwändig gestaltete Reitbahn, die über Rampen an die darunterliegenden Pferdeställe angebunden war.

Das Café hatte sich bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges zum einem der beliebtesten, aber auch teuersten Etablissements seiner Art in Leipzig entwickelt. Es war bis morgens 400 Uhr geöffnet und diente auch als Veranstaltungslokal verschiedenster Vereine.

Am 25.12.1912 wurde im Gebäude das Kino »Picadilly-Lichtspiele« mit 1.062 Plätzen eröffnet, das sich 1914 in »Vaterland-Lichtspiele« umbenannte, ab 1918 unter dem Namen »Universum-Lichtspiele« und seit 1928 als »Gloria-Lichtspiele« betrieben wurde.

Im Jahr 1914 wurde das französische »Café« im Namen durch ein deutsches »Kaffeehaus« ersetzt. Während des Krieges und der Revolutionsjahre geriet das Kaffeehaus in immer größere wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Jahr 1922 musste es seinen Betrieb ganz einstellen.

Das Gebäude wurde dann für unterschiedliche Zwecke nachgenutzt, so diente es u.a. Ausstellungen. Von 1922 bis 1930 befand sich im Haus die Leipziger Zweiganstalt der Girozentrale des Sächsischen Gemeindeverbandes.

Ende der 1930er Jahre wurde im Gebäude das »Kaffee Astra« eröffnet, das an die gastronomischen Traditionen des Hauses anknüpfen wollte.

Am 04.12.1943 wurde das Gebäude durch angloamerikanische Bomben zerstört. Es wurde nicht wieder aufgebaut. Das Grundstück ist noch heute eine Freifläche.

Quellen

  1) Leipzig und seine Bauten, S. 530
Impressum | Inhalt | Vorwort | Chronik | Register