Die Alte Waage ist ein Gebäude in der Leipziger Altstadt.
Es befindet sich am Nordrand des Marktes und ist das Eckhaus zur Katharinenstraße (alte Häusernummer 335; heutige Adressen: Markt 4 und Katharinenstraße 1).
Das ursprüngliche Gebäude wurde im Jahr 1555 wahrscheinlich vom Ratsbaumeister und Bürgermeister Hieronymus Lotter (1497–1580) und seinem Gehilfen Paul Speck († 1557) an Stelle der älteren Safranwaage und anderer Gebäude im Renaissance-Stil errichtet. Es hatte außer dem Keller- (hier befand sich der Ausschank des Rates) und dem Erdgeschoss (mit den Räumen der Rats-Hauptwaage) zwei Obergeschosse, zwei Dachgeschosse sowie zwei Böden. Die Dachgeschosse und Böden befinden sich hinter einem am Markt liegenden Staffelgiebel, dessen oberer Teil eine Sonnenuhr trägt. Auf der Marktseite befand sich (anstelle der zweiten Doppelfenster-Achse) ein vorgesetzter Treppenturm. – Im 1. Obergeschoss des Waagegebäudes lag die Herrentrinkstube.
Von 1661 bis 1712 hatte das kurfürstliche Postamt seinen Sitz in der Alten Waage.
Im Jahr 1820 wurde die Ratswaage in das neue Gebäude vor dem Hallischen Tor (heute ungefähr Freifläche in der Nordost-Ecke Willy-Brandt-Platz / Gerberstraße) verlegt. Seitdem wird das Gebäude am Markt als Alte Waage bezeichnet.
Im Jahr 1861 wurde der historische Treppenturm abgebrochen.
Von April 1917 bis Dezember 1943 hatte das Leipziger Messeamt seinen Sitz in der Alten Waage.
In der Alten Waage befand sich der Senderaum der Mitteldeutschen Rundfunk AG (Mirag), aus dem am 1. März 1924 der offizielle Sendebetrieb begann.
Beim Bombenangriff vom 4. Dezember 1943 wurde das Gebäude völlig zerstört. Seine Ruinen wurden später abgetragen, so dass sich mehrere Jahre eine Freifläche anstelle des historischen Gebäudes befand.
In den Jahren 1963/1964 wurde das Gebäude nach einem Entwurf des Leipziger Architekten W. Müller (1932–1992) neu errichtet, wobei nur die Südfassade am Markt dem historischen Renaissance-Bau nachempfunden wurde (ohne Treppenturm), während die Ostfassade zur Katharinenstraße keinen Bezug zum Original erkennen lässt. Der Neubau wurde seit Anfang 1965 vom Reisebüro der DDR genutzt, auch heute dient er als Geschäftshaus.