S-Bahn Leipzig

Die S-Bahn Leipzig war von 1969 bis 2013 ein elektrisch betriebenes Verkehrssystem, das (anders als der Nachfolger, die Mitteldeutsche S-Bahn) überwiegend dem städtischen Nahverkehr diente.

Vorgeschichte

Vorschläge für einen innerstädtischen Verkehr auf Eisenbahnstrecken auch in Leipzig gab es schon seit ca. 1900. So schreibt das etwas launige Büchlein Leipzig und die Leipziger Leute (archive.org) von 1905 auf Seite 92 im Kapitel »Zukunftsmusik«:

„Der Zentralbahnhof: in acht Jahren.
Das Völkerschlachtdenkmal: in sieben Jahren.
Die Ringbahn.
Das Wagnerdenkmal.
[...]“

Da eine Ringbahn für den Fernverkehr keinen Sinn machen würde, kann mit dem dritten Punkt eigentlich nur eine Art Vorort­bahn nach Berliner Vorbild gemeint sein. – Während die Voraussagen zu den ersten beiden Punkten in den Jahren 1912 und 1913 pünktlich erfüllt wurden und zum Richard-Wagner-Denkmal 1913 wenigstens der Grundstein gelegt wurde, blieb die Ringbahn noch ein halbes Jahrhundert lang Zukunftsmusik.

Linie A

Am 29. Februar 1968 beschloss der Bezirkstag Leipzig die Einrichtung einer Stadt­schnellbahn für Leipzig auf einigen bestehenden elektrifizierten Eisenbahnstrecken. Dazu wurden zwischen den älteren Bahnhöfen weitere Haltepunkte mit Bahnsteigen meist in Seitenlage gebaut. Der erste war der Haltepunkt »Technische Messe« (seit 31. Mai 1970 »Messegelände«), der schon am 3. März 1968 mit einem Sonderverkehr eröffnet wurde, welcher während der Frühjahrs­messe auf der Neuen Verbindungsbahn zwischen Hauptbahnhof und Messegelände pendelte.

Die eigentliche Eröffnung der S-Bahn Leipzig fand anlässlich des V. Turn- und Sport­festes der DDR am 12. Juli 1969 statt. Am nächsten Morgen begann um 420 Uhr der Regel­betrieb auf der ersten Linie, die in Herzform (mit Kehren im Hauptbahnhof und in Gaschwitz) große Teile von Leipzig sowie die südliche Nachbarstadt Markkleeberg erschloss. Sie war 36,4 Kilometer lang und führte (im Uhrzeigersinn) vom Hauptbahnhof entlang der Neuen Verbindungsbahn über Leipzig-Ost, Sellerhausen (oberer Haltepunkt, seit 1970), Anger-Crottendorf (seit 12. Juli 1969), Leipzig-Stötteritz, Messegelände und Marienbrunn (seit 1970) zur Bayrischen Eisenbahn, die sie über Leipzig-Connewitz, Markkleeberg und Mark­kleeberg-Großstädteln bis zum Bahnhof Gaschwitz nutzte. Den Rückweg begann sie auf der Plagwitz–Gaschwitzer Eisenbahn, die über Markkleeberg-Mitte (seit 3. Juni 1973), Markkleeberg-West, Leipzig-Klein­zschocher und Schwartze­straße (seit 3. Juni 1973) zum Bahnhof Leipzig-Plagwitz führt, und weiter entlang der Zeitzer Eisenbahn, an der seit 12. Juli 1969 die Haltepunkte Lindenau und Industrie­gelände West angelegt wurden, bis Leipzig-Leutzsch. Von hier führte der Weg auf der Thüringer Eisenbahn über Leipzig-Möckern, den neuen Haltepunkt Coppi­platz (seit 12. Juli 1969) und Leipzig-Gohlis zurück zum Hauptbahnhof. Diese zwar geschlossene, aber nicht ring­förmige Linie wurde gleich­zeitig auch gegen den Uhrzeiger­sinn befahren. Von den zuletzt 22 Stationen dieser Linie lagen immerhin 17 auf Leipziger Stadtgebiet. Weitere vier in Leipzig geplante Haltepunkte (»Landwirtschafts­ausstellung«, »Lauer«, »Antonien­straße« und »Straße der DSF«) wurden nie gebaut.

Ab dem 3. Juni 1984 wurde die charakteristische Herzform der Linie A zugunsten der umsteigefreien Anbindung des Neubaugebietes Grünau aufgegeben. Die zunächst als Linie C bezeichnete neue Strecke in Grünau wurde nun als Teil der Linie A bedient, die seitdem auf der Relation Miltitzer Allee – Plagwitz – Leutzsch – Hauptbahnhof – Stötteritz – Gaschwitz verkehrte. Zu den nachfragestarken Zeiten wurden Verstärker­fahrten zwischen Miltitzer Allee und Plagwitz durchgeführt, die einen 10-Minuten-Takt auf der S-Bahn in Grünau ermöglichten. – Der Pendel­verkehr auf dem Abschnitt Plagwitz – Markkleeberg – Gaschwitz wurde nun als Linie C bezeichnet.

Linie B

Eine erste Netzerweiterung wurde am 26. Mai 1974 eröffnet. Sie wurde auf der Dresdner Eisenbahn eingerichtet, war 25,8 Kilo­meter lang und führte vom Hauptbahnhof über den (unteren) Haltepunkt Sellerhausen (seit 26. Mai 1974) über Leipzig-Pauns­dorf, Industrie­gelände Ost, Engels­dorf Ost, Borsdorf, Gerichs­hain, Machern, Altenbach und Wurzen West (seit 14. Dezember 2003: Benne­witz) in die damalige Kreis­stadt Wurzen, wobei neun der insgesamt elf Stationen außerhalb der Stadt lagen.

Linie C

Die dritte (und letzte) Strecke der Leipziger S-Bahn erschloss das Neubaugebiet Grünau im Westen der Stadt. Die Strecke Plagwitz–Grünau wurde eigens für die S-Bahn angelegt und zwischen 1977 und 1983 schrittweise in Betrieb genommen. Sie ist 4,6 Kilometer lang und führt vom Bahnhof Plagwitz über die Haltepunkte Grünauer Allee (seit 25. September 1977, bis 17. Dezember 1980 »Hermann-Matern-Allee«), Allee-Center (seit 18. Dezember 1980; zunächst »Wilhelm-Pieck-Allee«, seit 1991 »Stuttgarter Allee«, seit 15. Juni 2002 aktueller Name), Karlsruher Straße (seit 13. Juni 1983, zunächst »Am Kirschberg«, dann bis 1991 »Ho-Chi-Minh-Straße«) zum Bahnhof Miltitzer Allee (seit 19. Dezember 1983). Die geplante Verlängerung zum Bahnhof Mark­ranstädt (auf dem Planum der Fernverkehrs­straße 87, für die eine Nordumfahrung von Mark­ranstädt und Miltitz vorgesehen war), wurde nicht gebaut.

Ab dem 3. Juni 1984 wurde die neue Strecke in Grünau als Teil der Linie A bedient, die von nun ab auf der Relation Miltitzer Allee – Plagwitz – Leutzsch – Hauptbahnhof – Stötteritz – Gaschwitz verkehrte. Zu den nachfragestarken Zeiten wurden Verstärker­fahrten zwischen Miltitzer Allee und Plagwitz durchgeführt, die einen 10-Minuten-Takt auf der S-Bahn in Grünau ermöglichten. – Als Linie C wurde nun der Pendel­verkehr Plagwitz – Markkleeberg – Gaschwitz bezeichnet.

Literatur und Weblinks

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