Julius Motteler (Julius Motteler)? war ein sozialdemokratischer Politiker.
Nach einer Kaufmanns- und Tuchmacherlehre in seiner Geburtsstadt arbeitete er von 1856 bis 1859 als Buchhalter und Werkführer in Augsburg sowie seit 1859 als Buchhalter und Disponent in Crimmitschau, wo er 1863 in den Stadtrat gewählt wurde und im gleichen Jahr Mitbegründer des Arbeiterfortbildungsvereins war.
Auf dem Stiftungsfest des »Gewerblichen Bildungsvereins« lernte Motteler am 21. Februar 1863 in Leipzig August Bebel (1840–1918) kennen.
Im Jahr 1866 gründete Motteler mit den Leipzigern Bebel, Wilhelm Liebknecht (1826–1900) und Emil Adolph Roßmäßler (1806–1867) die Sächsische Volkspartei.
Im Mai 1869 gehörte er in Leipzig zu den Gründern der »Gewerksgenossenschaft der Manufactur-, Fabrik- und Handarbeiter beiderlei Geschlechts«, die sich rasch zur größten Gewerkschaft in Deutschland entwickelte und 1872 ihren Sitz in Leipzig nahm, bis sie 1878 aufgelöst wurde.
Anfang August 1869 gehörte Motteler in Eisenach zu den Mitbegründern der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.
Von 1874 bis 1878 war Motteler Abgeordneter des 18. sächsischen Wahlkreises (Zwickau-Crimmitschau) im Deutschen Reichstag. Nachdem er zum Geschäftsleiter der sozialdemokratischen Zeitung »Der Volksstaat« berufen wurde, zog er 1874 nach Leipzig.
Im Jahr 1875 gehörte Motteler in Gotha zu den Gründern der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands.
Im Jahr 1877 wurde er erneut für den Wahlkreis Zwickau-Crimmitschau in den Reichstag gewählt. Am 13. Juni 1877 erhielt er die Bürgerschaft der Stadt Leipzig und die sächsische Staatsbürgerschaft.
Bei den Wahlen im Jahr 1878 verlor Motteler seinen Sitz im Reichstag. Nach dem »Sozialistengesetz« vom Oktober 1878 verließ er Leipzig, lebte kurzzeitig in Nymphenburg und seit 1879 in Zürich. Von hier aus organisierte er den illegalen Vertrieb der Zeitung »Der Social-Democrat« nach Deutschland, wofür er als »Roter Feldpostmeister« bezeichnet wurde. Außerdem fungierte er als Leiter der »Schwarzen Maske«, einer Abwehrorganisation gegen deutsche Spitzel.
Als er 1888 aus der Schweiz ausgewiesen wurde, zog Motteler nach London, wo er auch nach dem Fall des »Sozialistengesetzes« im Jahr 1890 noch bleiben musste, da er in Deutschland steckbrieflich gesucht wurde. In London betreute er unter anderem das sozialdemokratische Parteiarchiv. Während der Emigration schrieb Motteler auch unter den Pseudonymen Brandter, A. H. von Ihms, Moretti oder F[riedrich] Weißmann.
Erst im Jahr 1901 konnte er nach Leipzig zurückkehren, wo er am 29. Juni 1901 eintraf. Er wohnte zunächst in der Langen Straße 16, dann in der Gabelsbergerstraße 1.
Im Jahr 1901 übernahm er die Leitung des Verlags und der Druckerei der Leipziger Volkszeitung. Es gelang im 1902, Franz Mehring (1846–1919) als Chefredakteur zu gewinnen.
Bei den Reichstagswahlen 1903 setzte er sich im 12. sächsischen Wahlkreis Leipzig-Stadt gegen den bisherigen Abgeordneten Prof. Dr. Ernst Hasse (1846–1908) durch; nachdem er schon im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhielt, gewann er die Stichwahl am 25. Juni 1903 mit 19 839 gegen 16 314 Stimmen. Von Juni 1903 bis Januar 1907 war er so Reichstags-Abgeordneter für die Stadt Leipzig.
Am 29. September 1907 starb Julius Motteler im Alter von 69 Jahren in Leipzig. Er wurde auf dem Leipziger Südfriedhof begraben (XIII. Abteilung), wo ein Grabstein noch heute (allerdings ohne die ursprüngliche Metallbüste) an ihn erinnert.
Im Jahr 1947 wurde die ehemalige Louisenstraße im Leipziger Stadtteil Gohlis in Mottelerstraße umbenannt, wobei ein näherer Bezug zum Geehrten nicht zu erkennen ist. Die 25. Polytechnische Oberschule im Leipziger Stadtteil Anger (Martinstraße 7) trug bis zur Auflösung 1992 den Ehrennamen »Julius Motteler«.