Karlbrücke
Die Karlbrücke ist die Straßenbrücke der Industriestraße (hier ursprünglich »Carlstraße«, 1893–1956 »Jahnstraße«) über die Weiße Elster im Leipziger Stadtteil Schleußig.
Sie liegt zwischen dem Limburgersteg im Süden (ca. 600 Meter flussaufwärts) und der Könneritzbrücke (ca. 580 Meter flussabwärts) im Norden. Am westlichen Brückenlager verläuft die Grenze zwischen den Stadtteilen Plagwitz (im Westen) und Schleußig (im Osten).
Die Brücke ist ca. 34 Meter lang und ca. 11 Meter breit. Die drei flachen Ziegelgewölbe ruhen auf den beiden äußeren Widerlagern und zwei wuchtigen Flusspfeilern.
1879
Die Brücke wurde wohl im Jahre 1878 erbaut; jedenfalls wird sie schon auf einer topographischen Karte des Jahres 1879 gezeigt. Leider liegen keinerlei Informationen über die Baugeschichte vor. – Die Karte zeigt, dass damals die nähere Umgebung noch fast unbebaut war und die heutige Industriestraße nach nur wenigen Metern im freien Feld endete. Wer sollte eine Brücke bauen, die für den damaligen Verkehr absolut unnötig war?
Es ist mit größter Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Leipziger Unternehmer Dr. Carl Heine (1819–1888) Initiator und Bauherr der Brücke war. Ihm gehörte der nördlich der Rochlitzstraße gelegene Teil von Schleußig, für den er einen Bebauungsplan erstellte und der damals nur von der hölzernen Könneritzbrücke erreichbar war, die nach Plagwitz führte.
1854 – Braun eingezeichnet die geplante Begradigung.
Außerdem war die Gelegenheit günstig: Ursprünglich verlief die Elster in einem weiter westlich gelegenen Bogen und Dr. Heine sollte im Rahmen der »Flussregulierung« diesen Abschnitt begradigen. Also konnte er die neue Brücke schon »auf dem Trockenen« bauen und erst dann den neuen Flussverlauf unter der fertigen Brücke durchleiten. Diese Methode wendete er jedenfalls beim Kanalbau in Plagwitz an; vermutlich auch bei der gleichzeitig an der Rödel entstehenden Bismarckbrücke. – Ob er die Brücke damals gleich als die heute bekannte Steinbrücke bauen ließ oder ob es erst ein hölzernes Provisorium gab, ist nicht überliefert. Allerdings gibt es auch keine Berichte über einen zwischenzeitlichen Neubau an dieser Stelle.
Eine offizielle Benennung durch die Stadt Leipzig konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Der Name Carls-Brücke (Carls-Brücke)? für die Brückenstelle findet sich erstmals auf einem Plan, der die Datierung »Aufgenommen im Dezember 1888« trägt. Also wurde der Name (wie auch der der Carlstraße) schon vor den Eingemeindungen von Plagwitz und Schleußig zum 1. Januar 1891 vergeben. Spätere Stadtpläne (z. B. 1893 und auch noch 1902) schreiben Carl-Brücke oder Carlbrücke (ohne das Fugen-s). – Es kann keinen Zweifel daran geben, dass die Brücke (wie auch die Carlstraße) nach Dr. Carl Heine benannt wurde. Gegen die Benennung der Brücke nach der Straße spricht, dass deren Umbenennungen 1893 und 1956 am Brückennamen nichts änderten.
Am 24. Oktober 1900 wurde die immer noch private Brücke in das Eigentum und die Baulast der Stadt Leipzig übernommen (vgl. Bekanntmachung im Leipziger Tageblatt vom 30. Oktober 1900, Seite [5]). Hier wird als eine weitere Schreibweise Karlsbrücke benutzt.
Nachdem im Jahre 1902 der Gymnasiallehrer Dr. Konrad Duden (1829–1911) eigenmächtig Vornamen der deutschen Rechtschreibung unterwarf und dabei ausdrücklich auch »Carl« nicht mehr zuließ, änderte sich die Schreibweise des Brückennamens »Carlbrücke« zu Karlbrücke (Karlbrücke). Das Leipziger Adreßbuch benutzt im Jahrgang 1905 erstmals diese Form.
Im August 2022 wurde angekündigt, die Karlbrücke wegen massiver Bauschäden ab Januar 2023 abzubrechen und bis 2024 neu zu errichten. Am 25. März 2023 informierte das Leipziger Amtsblatt dann über den Baubeginn ab 3. April 2023. Nachdem die Buslinie 74 bereits stundenlang Umleitung fuhr, wurde der Baubeginn am 3. April erneut um drei Wochen auf den 24. April 2023 verschoben und die Umleitung bis dahin aufgehoben.
Literatur
- Das Ueberschwemmungsgebiet der Elster, Pleisse und Parthe bei Leipzig im Jahre 1854. – Digitalisat (nicht genordet!)
- Helbig, Peter u.a.: Schleussig. Ein Leipziger Stadtteillexikon. ProLeipzig 2020. S. 84–85
- Plagwitz-Lindenau Industriegleise Blatt 7. Mehrfarbige Lithographie, »Aufgenommen im Dezember 1888, nachgetragen im Mai 1894 durch Alex.Beyer, verpfl. Geometer« – Digitalisat
- Plan von Leipzig / Bearbeitet von der Vermessungsabtheilung des Tiefbauamtes. – Nachgetragen bis Ende Juli 1902. – Digitalisat
- Stadt Leipzig (Hrsg.): Leipziger Brücken II. … Weiße Elster … 2. Auflage, Leipzig 2010. S. 37–39
- Topographische Karte (Äquidistantenkarte) Sachsen, bearbeitet im topographischen Bureau des Königlichen Generalstabes. 1879. – Digitalisat