Industriestraße
Die Industriestraße ist eine Verbindungsstraße im Leipziger Südwesten. Sie liegt auf den drei Gemarkungen Schleußig (Flurstücke 58 und 30o, Hausnummern 1–35 und 2–30h, 476 Meter(!) lang), Kleinzschocher (Hausnummern 37–47) und Plagwitz (Flurstücke 341/1, 441 und 445, Hausnummern 49–101 und 32–86) und hat den amtlichen Straßenschlüssel 05093.
Die 1 334 Meter lange Straße bestand aus vier Abschnitten:
Der älteste, westliche Abschnitt von der Gießerstraße bis zur Zschocherschen Straße (Flurstück 445) wurde schon in den 1860er Jahren in der Gemeinde Plagwitz von Carl Heine (1819–1888) auf Feldflur angelegt und hieß ursprünglich Steinstraße. Dabei erfolgte die Benennung vermutlich nach dem Baumaterial, jedenfalls gab es damals in Plagwitz auch eine »Ziegel-« und »Korbstraße« und in Lindenau eine »Sandstraße«.
Ein weiterer Teil der Straße entstand, als 1878 im Zuge der »Flussregulierung« die Weiße Elster (Grenze zwischen den Gemeinden Plagwitz und Schleußig) begradigt wurde und dabei die Karlbrücke erbaut wurde. Gleichzeitig wurde eine Straße angelegt, die die neue Brücke überquerte und zunächst nur die quer verlaufende Erich-Zeigner-Allee (hier ursprünglich »Kirchweg«, später »Elisabethallee«) über die Nonnenstraße mit der projektierten Holbeinstraße (bis 1893 »Ringstraße«, 1893–1930 »Seumestraße«, 1931–1950 »Steubenstraße«) verband. – Dieser mittlere Abschnitt hieß ursprünglich Carlstraße und war mit größter Wahrscheinlichkeit ebenso wie die Brücke nach ihrem Erbauer Dr. Carl Heine benannt. Der Straßenname findet sich nicht in Adressbüchern der Jahre 1880, 1885 und 1887, wird aber in einer 1885 gedruckten Werbeanzeige benutzt.
Erst Ende der 1880er Jahre wurde die Verbindung zwischen Stein- und Carlstraße durch eine kurze neue Straße hergestellt, die aber außerhalb der Fluchten der beiden älteren Straßen verläuft. Sie beginnt mit einem deutlichen Versatz nach Süden, südlich (!) der Kreuzung der ehemaligen Leipzig–Plagwitzer Eisenbahn mit der Erich-Zeigner-Allee und führt zur Zschocherschen Straße, wo etwas südlicher die Steinstraße einmündete. Dieser neue Abschnitt erhielt spätestens 1888 den Namen Maxstraße (vgl. Karte), mit großer Wahrscheinlichkeit nach dem Besitzer der Maschinenfabrik Max Friedrich & Co., auf deren Gelände die Straße angelegt wurde. Am 3. Juli 1889 wurde beschlossen, die Maxstraße zur benachbarten Carlstraße zu ziehen, so dass die Benennung Maxstraße nur von kurzer Dauer war.
Um 1890 wurde die Carlstraße in Schleußig durch die Leipziger Westend-Baugesellschaft nach Osten verlängert. Sie folgt dabei dem im Heine- / Hüfferschen Bebauungsplan von 1876 projektierten Verlauf der »Straße D«. Dieser lag im Baufeld von Dr. Carl Heine (»Neuschleußig«) und führt über die Brockhaus- und die Könneritzstraße bis zum ehemaligen Jahnsteg über die Rödel (Gemarkungsgrenze zwischen Leipzig und Schleußig). Damit war die Gesamtausdehnung der heutigen Straße erreicht.
Nach den Eingemeindungen von Schleußig, Kleinzschocher und Plagwitz nach Leipzig zum 1. Januar 1891 mussten die Carl- und Steinstraße umbenannt werden, da es beide Straßennamen in Leipzig bereits gab. Sie wurden zum 20. Juli 1893 zusammengezogen und gemeinsam in Jahnstraße umbenannt. Damit wurde an den Lehrer und „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) erinnert. – Gleichzeitig wurde die Straße neu durchnummeriert. Die geradzahligen Hausnummern befinden sich nun auf der nordöstlichen Straßenseite, wobei die Zählung an der ehemaligen Rödel in Schleußig beginnt und über Kleinzschocher und Plagwitz bis zur Gießerstraße führt.
Am 17. Juli 1956 wurde beschlossen, die Jahnstraße mit Wirkung vom 1. August 1956 in Industriestraße umzubenennen (nach den Industriegebieten von Plagwitz). Dieser Namenswechsel stand wohl im Zusammenhang mit der Umbenennung der »Stalinallee« in »Friedrich-Ludwig-Jahn-Allee« (heute Jahnallee).
Durch diese Umbenennung wurde die Industriestraße zur »Wanderstraße«:
Von 1919 bis 1930 trug die heutige Schomburgkstraße im Stadtteil Leutzsch den Namen »Industriestraße«.
Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung der Stadt Leipzig am 18. März 1992 wurde die Straße auf die Ortsteile Schleußig (Hausnummern 1–35 und 2–30h) und Plagwitz (Hausnummern 37–101 und 32–86) verteilt.
Seit dem 1. Juli 1993 gehört die Straße zum Postleitbezirk 04229 Leipzig (vorher seit 1926 Leipzig W31, seit 1965 7031 Leipzig).
Seit dem 5. April 1994 gehören alle Grundstücke östlich der Holbeinstraße (Hausnummern 1–29 und 2–28) zum Erhaltungsgebiet Schleußig.
Mitte der 1990er Jahre wurde die vorher platzartige, wegen des Versatzes etwas unübersichtliche Kreuzung Industriestraße / Erich-Zeigner-Allee umgestaltet, wobei ein Kreisverkehr angelegt wurde.
Seit dem 1. April 1995 gehören die Grundstücke westlich der Zschocherschen Straße (Hausnummern 54 bis 86 sowie 61 bis 101) zum Sanierungsgebiet Plagwitz.
Seit dem 10. Dezember 2003 gehört ein Teil der Straße (Hausnummern 42–52) zum Sanierungsgebiet Lindenau II.
Literatur
- Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen (Hrsg.): Verzeichnis Leipziger Straßennamen. PDF, Redaktionsschluss Dezember 2018. Ohne Ort, ohne Jahr, ohne Paginierung. S. [1368]. – Hier fehlt der Vorgängername Maxstraße.