Professor Dr. jur. Erich Richard Moritz Zeigner war Jurist und Politiker. Seit 1945 war er Oberbürgermeister von Leipzig.
Im Jahr 1894 zogen die Eltern Zeigners mit ihrer Familie von Erfurt nach Leipzig. Sie wohnten in der Karl-Heine-Straße 5. Von 1896 bis 1905 lernte E. Zeigner am Städtischen Realgymnasium (seit 1907 »Petrischule«) in Leipzig.
Von 1905 bis 1908 studierte Zeigner an der Universität Leipzig auf den Gebieten der Rechtswissenschaft und der Volkswirtschaft. Nach einer Referendarzeit promovierte er im Jahr 1913 (Verteidigung der Dissertation am 10. Juli 1913) in Leipzig zum Thema »Der Einfluß des Konkurses über das Vermögen des Versicherungsnehmers oder des Begünstigten auf privatrechtliche Lebensversicherungsverhältnisse«.
Von 1913 bis 1917 war Zeigner Assessor bei der Staatsanwaltschaft Leipzig. Nach Ableistung des Militärdienstes 1917/1918, den er im Hinterland verbrachte, wurde Zeigner 1918 Staatsanwalt. Nachdem er im Jahr 1919 der SPD beitrat, wurde er als Staatsanwalt abberufen. Am 1. Februar 1919 wurde er zum Richter berufen und an die Ehekammer des Landgerichts Leipzig versetzt, wo er bis 1921 arbeitete.
Am 1. August 1921 wurde Zeigner zum Justizminister des Freistaats Sachsen berufen – er war gerade 35 Jahre alt. Gemeinsam mit dem Innenminister Richard Lipinski (1867–1936) bemühte er sich um die Demokratisierung der sächsischen Verwaltung und Humanisierung des Strafvollzugs.
Im Jahr 1922 wurde er Abgeordneter des Sächsischen Landtags sowie als Vertreter des Freistaats Sachsen Mitglied des Deutschen Reichsrats1).
Am 21. März 1923 wurde der 37jährige Zeigner mit einer knappen Mehrheit von SPD und KPD im sächsischen Landtag zum dritten Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen gewählt. Nachdem er am 10. Oktober 1923 zwei Mitglieder der KPD in seine Regierung aufnahm2), wurde er am 29. Oktober 1923 durch Reichspräsident Friedrich Ebert (1871–1925) im Zuge der Reichsexekution als Ministerpräsident abgesetzt. Am 21. November 1923 wurde Zeigner festgenommen und im Frühjahr 1924 vom Landgericht Leipzig, wo er drei Jahre zuvor noch als Richter arbeitete, wegen angeblicher »Bestechlichkeit im Amt und Aktenunterschlagung« zu drei Jahren Haft verurteilt. Anlässlich einer Amnestie wurde er im August 1925 auf Bewährung aus der Haft in Bautzen entlassen.
Von 1928 bis 1933 arbeitete Zeigner als Journalist und Lehrer sowie SPD-Funktionär. Im August 1933 wurde er erneut inhaftiert; im Jahr 1935 aber freigesprochen. Seitdem musste er von Gelegenheitsarbeiten leben. Im Jahr 1939 wurde er nach einem Attentat auf den Reichskanzler und »Führer« Adolf Hitler in München kurzzeitig verhaftet. Seit 1939 durfte er als Buchhalter beim Leipziger Papiergroßhandel F. A. Wölbing arbeiten. Im Jahr 1944 war er kurzzeitig im Konzentrationslager Buchenwald interniert.
Am 1. Juni 1945 wurde Zeigner Leiter des Kulturamts der Stadt Leipzig und Rechtsrat.
Am 16. Juli 1945 wurde der Sozialdemokrat Zeigner auf Vorschlag des Antifaschistischen Blocks durch den Militär-Kommandanten der Sowjetischen Militär-Administration in Leipzig, Generaloberst Nikolai I. Trufanov (1900–1982) als Oberbürgermeister der Stadt Leipzig eingesetzt. Das Amt des Oberbürgermeisters führte er bis zu seinem Tode. Zu seinen Verdiensten für die Stadt gehört die rasche Wiedereröffnung der Leipziger Messe und der Universität. Er setzte sich für eine gründliche Entnazifizierung der Verwaltung und eine schnelle Normalisierung des täglichen Lebens ein.
Im Jahr 1946 gehörte Zeigner zu den Mitbegründern der SED in Leipzig und Sachsen. Die am 1. September 1946 gewählte Stadtverordneten-Versammlung wählte ihn am 9. Oktober 1946 einstimmig als Oberbürgermeister und gab ihm somit eine demokratische Legitimation.3) Am 20. Oktober 1946 wurde Zeigner in den sächsischen Landtag gewählt.
Im Mai 1947 wurde Zeigner zum Honorarprofessor für Verwaltungslehre an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig ernannt. Außerdem wurde er Leiter des Instituts für Kommunalwissenschaften, dessen Gründung er initiiert hatte.
Im Jahr 1948 wurde Zeigner Mitglied des Deutschen Volksrats4) in Berlin. Im Oktober 1948 wurde er zum ordentlichen Professor für Verwaltungslehre berufen.
Zeigner wohnte seit 1927 im Haus Zschochersche Straße 21 (Erich-Zeigner-Haus) im Leipziger Stadtteil Plagwitz.
Am 5. April 1949 starb Professor Dr.jur. Erich Zeigner im Alter von 63 Jahren in Leipzig. Er wurde auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt (XI. Abteilung).
Im Jahr 1949 wurde eine Straße in unmittelbarer Nähe seines Wohnhauses5) nach Zeigner benannt (Erich-Zeigner-Allee). Im Jahr 1977 erhielt die 40. Polytechnische Oberschule in Plagwitz seinen Namen (Erich-Zeigner-Oberschule, seit 1992 Erich-Zeigner-Schule [Grund- und Mittelschule]). Eine Siedlung im Leipziger Stadtteil Zuckelhausen wurde ebenfalls nach ihm benannt (Erich-Zeigner-Siedlung). Ein Medaillon mit dem Bildnis Zeigners befindet sich am ehemaligen Restaurant »Eiskeller« im Leipziger Stadtteil Connewitz.