Augustiner-Chorherrenstift St. Thomas

Anfang des 13. Jahr­hunderts gründete der Markgraf von Meißen Dietrich (»der Bedrängte«, 1162–1221) in Leipzig ein Kloster und ein Hospital. Am 20. März 1212 genehmigte der deutsche König und Kaiser des heiligen römischen Reichs Otto IV. von Braunschweig (1177?–1218) in Frankfurt/Main beide Stiftungen.

Im Jahr 1213 trat der ehemalige Minne­sänger Heinrich von Morungen (1150?–1222) in das Kloster ein. Er schenkte ihm eine aus Indien mitgebrachte Reliquie des Heiligen Thomas. Im gleichen Jahr übertrug Mark­graf Dietrich das Stift den Augustiner-Chor­herren und bestimmte als Stifts­kirche die ältere Markt­kirche, die entsprechend der neuen Reliquie offenbar den Kirchpatron wechselte und nun St. Thomas genannt wurde. Außerdem übertrug der Markgraf dem Augustiner-Chorherrenstift St. Thomas auch die Stadt­kirche St. Nicolai, die Peters­kapelle sowie großen Grund­besitz.

Es begann der Bau der Kloster­anlagen auf einem Gelände, das sich nörd­lich der Thomas­kirche in der west­lichen Altstadt befand und wohl fast bis an das Gelände der alten Haupt­burg (heutiger Matthäi­kirchhof) reichte.

Im Jahr 1214 zog der Propst der Chorherren Conrad, der zunächst noch im Hallenser Moritz­stift lebte, nach Leipzig.

Die Stiftung des Klosters und dessen reiche Aus­stattung waren Anlass für eine Fehde der Leipziger Bürger gegen den Mark­grafen. Sie schlossen sich im Jahr 1215 einer älteren Verschwörung gegen den Markgrafen an, verbrannten zum Kloster­bau gedachtes Material und vertrieben den Propst. Zu dieser Zeit war nur der Chor fertiggestellt.

Nachdem Kaiser Otto IV. im Jahr 1217 die mark­gräflichen Verfügungen noch einmal ausdrücklich bestätigte, beendete Markgraf Dietrich im Jahr 1217 den Leipziger Wider­stand durch die Besetzung der Stadt, Abbruch der Stadt­mauern und Errichtung dreier Zwing­burgen gegen die Bürger. Am 7. Februar 1218 bestätigte auch der Papst Honorius III. (1150?–1227) die Stiftung und Aus­stattung des Thomas­klosters sowie die Stellung der Nikolai­kirche unter das Kloster.

Im Jahr 1221, noch zu Lebzeiten des Markgrafs Dietrich, war der Kloster­bau schließlich voll­endet. – Aufgrund der großen Schwierig­keiten bei der Installation des Klosters scheint die Gründung der Thomas­schule (und erst recht des Thomanerchors) schon im Jahre 1212 sehr unwahr­scheinlich; zudem eine Schule überhaupt erst im Jahre 1254 urkundlich erwähnt wurde (vgl. auch meine Kritik 800 Jahre Thomana).

Im Jahr 1541 wurde das Augustiner-Chorherrenstift in Folge der Reformation säkularisiert. Die Stifts­kirche St. Thomas wurde zur evangelischen Thomas­kirche. Am 6. August 1543 kaufte die Stadt Leipzig das Thomas­kloster. Die Kloster­gebäude wurden ab­gebrochen.

Quellen

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