Der (neue) Felsenkeller


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Der (neue) Felsenkeller (Felſenkeller)? ist ein Ver­anstaltungs­gebäude im Leipziger Stadtteil Plag­witz. Es befindet sich auf dem Flur­stück 168/3 der Gemarkung Plagwitz an der Ecke Karl-Heine-Straße 32 / Zschochersche Straße, im nordwestlichen Winkel dieser Straßenkreuzung, die inoffiziell nach diesem Gebäude »Felsenkeller« genannt wird.

Das zweigeschossige Gebäude, dessen auf­fälligstes Merkmal der von einer barock anmutenden Kuppel gekrönte, gleichwohl ebenfalls nur zweigeschossige Eckturm ist, wurde im Jahr 1890 von den Leipziger Architekten August Hermann Schmidt (1858–1942) und Arthur Johlige (1857–1937) für die Brauerei C. W. Naumann als Ballhaus und Restaurationsgebäude im Stil des Neobarock errichtet. Es erhielt seinen Namen nach dem seit 1844 etwas weiter nördlich befindlichen Alten Felsenkeller, dessen oberirdische Bebauung später abgebrochen wurde. Die Baukosten für den 1 000 Plätze umfassenden Gesamtkomplex, zu dem neben einem eigenen Kraftwerk im Keller auch großzügige Gartenanlagen, Terrassen und Veranden gehörten, summierten sich damals auf 275 000 Goldmark.

Von März bis Dezember 1918 wurde in einem Saal das Kino Felsenkeller-Lichtspiele betrieben.

Neben der eigentlichen Nutzung als Vergnügungsstätte diente der große Festsaal im Erdgeschoss auch als Versammlungslokal bei politischen Veranstaltungen, vor allem der Leipziger Arbeiterbewegung. So sprach hier am 12. Februar 1905 der SPD-Politiker Karl Liebknecht (1871–1919) vor 2.500 Arbeitern, am 14. Mai 1920 die KPD-Politikerin Clara Zetkin (1857–1933), und auf Wahlkundgebungen am 25.10.1926, am 19.06.1930 und am 05.09.1930 der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann (1886–1944).

Am 23. März 1946 wurde im »Felsenkeller« die Stadtorganisation der Leipziger FDJ gegründet.

Vom 29. bis 31. März 1946 fand im »Felsenkeller« ein Bezirksparteitag der Leipziger SPD statt, dessen 537 Delegierte am 30. März 1946 die sofortige Vereinigung mit der Leipziger KPD beschloss, die gleichzeitig auf einem Kreisparteitag im Schleußiger »Elstertal« tagte. Damit entstand die Leipziger Kreisorganisation der SED.

Anfang der 1980er Jahre wurde der »Felsenkeller« teilweise saniert, diese Arbeiten waren 1983 abgeschlossen.

Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung zum 18. März 1992 gefiel es der Leipziger Stadtverordneten­versammlung, diese traditionsreiche Plagwitzer Einrichtung dem Ortsteil Lindenau (!) zuzuordnen.

Quellen

  1) Leipzig und seine Bauten, S. 497
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