Das (erste) Gewandhaus befand sich in der Leipziger Innenstadt. Es bestand aus zwei im rechten Winkel zueinander gebauten Flügeln. Der in Ost-West-Richtung verlaufende Gewandhaus- oder Bibliotheksflügel befand sich auf der Südseite des Gewandgäßchens und erstreckte sich über dessen gesamte Länge zwischen Neumarkt (bis 1839 Neuer Neumarkt) und Universitätsstraße (bis 1839 Alter Neumarkt). Der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Zeughausflügel befand sich auf der Westseite der Universitätsstraße im derem gesamten Abschnitt zwischen Gewandgäßchen und Kupfergäßchen.
Der Bibliotheksflügel (Neumarkt 9) wurde 1740 / 1756 an Stelle der aus den Jahren 1477 / 1482 stammenden Kaufhalle der Tuchmacher errichtet. Die Barockfassade wurde vom Architekten F. Seltendorff (1700-1778) gestaltet. Seit 1755 befand sich hier die Ratsbibliothek.
Der Zeughausflügel (Universitätsstraße 16) stammte ebenfalls aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts (fertiggestellt 1498). Da im Erdgeschoss dieses Flügels die Waffen und Rüstungen des Rats gelagert wurden, hieß dieser Teil des Gebäudes Zeughaus. Im vorher als Tuchboden genutzten 1. Obergeschoss (über dem Arsenal) befand sich die Ratsbibliothek von 1711 (Gründung) bis 1755 (Umzug in den Nachbarflügel), danach dienten die Räume wieder ihrem ursprünglichen Zweck. In das 2. Obergeschoss baute der Architekt und Stadtbaudirektor J. C. F. Dauthe (1746-1816) in den Jahren 1780 / 1781 auf Veranlassung des Bürgermeisters C. W. Müller (1728-1801) einen Konzertsaal ein, in dem am 25.11.1781 das erste Konzert stattfand. Nach der Aufführungsstätte erhielten die Konzerte bald den Namen »Gewandhauskonzerte«, das Orchester wurde als Gewandhaus-Orchester bekannt.
Zwischen 1893 und 1896 wurde das Gewandhaus, das nach der Eröffnung des neuen Konzerthauses in der Grassistraße auch als »Altes Gewandhaus« bezeichnet wurde, teilweise abgebrochen, umgebaut und in den Messehauskomplex Städtisches Kaufhaus einbezogen.