Poniatowskistraße

Die Poniatowskistraße (Poniatowskiſtraße / Poniatowſkiſtraße)?1) war eine Anliegerstraße in der inneren Leipziger West­vorstadt. Heute gehört sie zur Gottsched­straße.

Die Straße begann zuletzt an der Thomasius­straße (bis 1881 »Canalstraße«), führte geradlinig und kreuzungsfrei in östliche Richtung, und mündete südlich der Elster­brücke auf die Elster­straße (1938–1945 »Ludendorff­straße«). Die geradzahligen Haus­nummern befanden sich auf der nördlichen Straßenseite.

Die Straße wurde im dritten Viertel des 19. Jahr­hunderts angelegt und erhielt am 21. August 1867 den Namen Poniatowsky­straße. Damit wurde an den polnischen General Jozef Fürst Poniatowski (1763–1813) erinnert, der als kommandierender General der Völkerschlacht am 19. Oktober 1813 in unmittelbarer Nähe ertrank. Ein Gedenkstein auf dem späteren Grundstück Poniatowskistraße 14 (heute: Gottschedstraße 42) erinnerte an dieses Ereignis. – Schon Anfang 1866 erhielt eine nördlich gelegene Brücke nach ihm den Namen Poniatowsky-Brücke.

Ursprünglich begann die Straße bereits an der Promenadenstraße (jetzt Teilstück der Käthe-Kollwitz-Straße). Am 21. Mai 1881 wurde beschlossen, den zwischen Promenaden- und Thomasius­straße liegenden Teil der Poniatowskystraße von dieser abzuspalten und in Gottschedstraße umzubenennen (gleichzeitig erhielt die Canalstraße den Namen Thomasiusstraße).

Anfang des 20. Jahr­hunderts änderte sich die Schreib­weise von »Poniatowsky« zu »Poniatowski«. Das Leipziger Adreß-Buch nutzt erstmals im Jahrgang 1905 diese Schreibweise sowohl für die Brücke als auch für die Straße.

Von Juni bis Dezember 1920 wohnte der Komponist Kurt Weill (1900–1950) im Haus Poniatowskistraße 12 (heute: Gottsched­straße 40).

Am 28. Juli 1933 wurde beschlossen, die Poniatowskistraße mit Wirkung vom 1. Januar 1934 mit zur Gottschedstraße zu ziehen. Dabei wurden alle Hausnummern geändert (die alte Gottschedstraße begann ihre Zählung ebenfalls an der Thomasiusstraße, allerdings befanden sich auf der Nordseite die ungeraden Hausnummern; die neue Zählung der Gottschedstraße beginnt am Dittrichring). Zu den geradzahligen Hausnummern der Poniatowskistraße muss die Zahl 28 addiert werden, um die neuen Hausnummern der Gottschedstraße zu erhalten. Am selben Tage wurde auch die Poniatowskibrücke umbenannt. – Der Beschluss zur Aufhebung des Straßennamens »Poniatowskistraße« führte, vor allem in Polen, zu Protesten.

Während am 19. Mai 1945 die Poniatowskibrücke wieder ihren alten Namen bekam, wurde die Poniatowskistraße nicht wieder hergestellt.

Quellen

  1) zunächst wurde stets ein »rundes s« (Poniatowskiſtraße) geschrieben, erst in den Adressbüchern 1931–1933 wird das »lange s« (Poniatowſkiſtraße) benutzt
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