Die Gautzscher Straßenbahntrasse war eine überwiegend zweigleisige elektrische Straßenbahnstrecke im Süden von Leipzig. Sie wurde im Jahre 1902 von der Leipziger Außenbahn-AG zur Erschließung der Leipziger Vororte Oetzsch (seit 1915 zu Oetzsch-Markkleeberg) und Gautzsch angelegt und bis 2015 betrieben.
Die 3,7 Kilometer lange Trasse begann am Süd-Ende der älteren Connewitzer Straßenbahntrasse und führte entlang der Koburger Straße nach Süden. Dabei überquerte sie auf der Koburger Brücke die Mühlpleiße, kreuzte ebenerdig die bis 1925 hier verkehrende eingleisige Plagwitz-Connewitzer Eisenbahn und durchquerte einen Teil den südlichen Auenwalds, wo sie auf der Raschwitzer Brücke die Pleiße und auf der Gautzscher Brücke das Hochflutbett der Pleiße überquerte. Am Forsthaus Raschwitz bog sie nach Osten in die damals zur Gemeinde Oetzsch gehörende Heinkstraße (heute: Breitscheidstraße) ab, um anschließend, sich wieder nach Süden wendend, die gesamte König-Albert-Straße (heute: Friedrich-Ebert-Straße) zu befahren. An deren Süd-Ende bog sie nach Westen in die Gautzscher Straße (heute: Rathausstraße), überquerte die Gaschwitzer Eisenbahn und die ursprüngliche Grenze zur Gemeinde Gautzsch, wo die Straße ihren Namen zu Oetzscher Straße (heute ebenfalls Rathausstraße) änderte, bog dann wieder nach Süden in die Straße »Ring«, und zuletzt erneut nach Westen in die Oststraße (heute: August-Bebel-Straße), wo sie ursprünglich an der Kreuzung mit der Koburger Straße an einer Kuppelendstelle endete.
Am 16.05.1902 wurde die neue, ursprünglich komplett zweigleisige Trasse mit einer Linie in Betrieb genommen, die mit einem weißen Stern-Symbol gekennzeichnet war. Ihre Gegenendstelle befand sich am Nord-Ende des Roßplatzes (vor der Einmündung der Königstraße [heute: Goldschmidtstraße]).
Vom 01.07.1923 bis 30.04.1924 war die Gautzscher Strecke wegen inflationsbedingter wirtschaftlicher Schwierigkeiten stillgelegt.
Am 01.02.1928 erhielt die Linie nach Gautzsch statt ihres bisherigen Stern-Symbols die neue Bezeichnung Linie »28«, gleichzeitig wurde sie mit der nach Gundorf verkehrenden Linie (bisher ein Dreieckssymbol) zusammengelegt. Diese Vereinigung wurde aber schon ab 01.03.1929 wieder rückgängig gemacht, wobei die Gautzscher Linie die Nummer »28« behielt.
Eine zunächst zum 01.10.1931 geplante Einstellung der Linie »28« (bei gleichzeitiger Verlängerung der Linie »10« nach Gautzsch) wurde nicht umgesetzt.
Am 1. Januar 1934 vereinigten sich die bisherigen Gemeinden Oetzsch-Markkleeberg und Gautzsch zur Stadt Markkleeberg. Danach erhielt die Endstelle in Gautzsch den Namen »Markkleeberg-West«, während die bisherige Endstelle in Markkleeberg in »Markkleeberg-Ost« umbenannt wurde.
Am 01.04.1936 wurd die Linie »28« in Gegenrichtung bis nach Schkeuditz verlängert, damit war sie damals die längste Leipziger Straßenbahnlinie.
Ab 17.09.1946 verkehrte die Straßenbahn nach »Markkleeberg-West« ab der Haltestelle »Parkstraße« nur noch eingleisig. Eine kurze zweigleisige Umfahrung blieb nur in der Straße »Ring« erhalten.
Am 24.11.1947 wurde die Gegenendstelle der Linie »28« von Schkeuditz nach Wahren zurückgezogen; dieser Zustand hatte bis 2001 Bestand.
Am 14.02.1961 wurde eine Gleisschleife in Höhe der Kreuzung Städtelner Straße / August-Bebel-Straße in Betrieb genommen, die die bisherige Kuppelendstelle ersetzte. Der Streckenabschnitt zwischen Städtelner und Koburger Straße wurde aufgegeben.
Im Jahr 1963 wurde die Gaschwitzer Eisenbahn elektrifiziert, so dass sich seitdem am Eisenbahnübergang in der Rathausstraße (einmalig in Europa) zwei verschiedene Stromsysteme in einer aufwändigen technischen Lösung kreuzen.
Seit 14.11.1975 wird der Abschnitt zwischen Parkstraße und Bahnhof Markkleeberg wieder zweigleisig befahren.
Am 24.12.1976 wurde die erneuerte Gautzscher Brücke erstmals befahren, seit 31.08.1980 ist auch die neue Koburger Brücke in Betrieb.
Seit der Netzreform der LVB vom 27.05.2001 verkehrt auf der Gautzscher Straßenbahntrasse die gelbe Linie »9«.
Im Jahr 2014 befanden sich an der Gautzscher Straßenbahntrasse in Leipzig die Haltestellen »Koburger Brücke« und »Wildpark«, sowie in Markkleeberg die Haltestellen »Forsthaus Raschwitz«, »Parkstraße«, »S-Bf. Markkleeberg« und die Endstelle »Markkleeberg-West«.
Im März 2015 wurden konkrete Pläne bekannt, die Gautzscher Straßenbahntrasse im Dezember 2015 stillzulegen. Am 28.10.2015 beschloss die Leipziger Ratsversammlung die Einstellung des Straßenbahnbetriebs auf der Wolfgang-Heinze- sowie Koburger Straße ab 28. November 2015. Davon war nicht nur die gesamte Gautzscher Strecke betroffen, sondern auch der südlich des Connewitzer Kreuzes liegende, 0,8 Kilometer lange Teil der Connewitzer Straßenbahntrasse. Als »Ersatz« verkehrt seitdem ein Dieselbus (Verlängerung der Linie »70«).