Der Pleißemühlgraben (Pleißemühlgraben)? ist ein ehemaliger Mühlgraben westlich der Leipziger Innenstadt. Er ist heute als Fließgewässer II. Ordnung eingestuft und war im Jahre 1950 noch 4,2 Kilometer lang.
Der Graben wurde abschnittsweise (von Nord nach Süd) zur sicheren Wasserversorgung1) dreier Wassermühlen angelegt. Angeblich reichen die Anfänge in das Jahr 930 zurück; sicher ist die Existenz der Burgmühle (später „Barfüßermühle“) im 11. Jahrhundert. Der Mühlgraben wurde rechts von der Pleiße abgezweigt, sein Unterlauf kreuzte die Via regia (hier heute Ranstädter Steinweg), für die eine Brücke (seit 1861 Frankfurter Brücke) erforderlich war, und mündete ungefähr am heutigen Parkplatz vor dem Naturkundemuseum links in die Alte Parthe2).
Immer wieder wird behauptet, der letzte Abschnitt der Parthe (zwischen der Einmündung des Pleißemühlgrabens und der Einmündung in die Weiße Elster) sei als Pleißemühlgraben zur Wasserversorgung der Gohliser Mühle angelegt worden. Leider wird dabei nicht gesagt, in welchen Fluss die Parthe gemündet hat, bevor der Pleißemühlgraben angelegt wurde. Und auch nicht, warum der angebliche Mühlgraben am Rosental so einen verschlungenen, gewundenen Verlauf hatte. – Richtig ist, dass der Unterlauf der Parthe seit dem Mittelalter als »Pleiße« bezeichnet wurde, da der eingeleitete Pleißemühlgraben meist viel mehr Wasser führte als das Flüsschen Parthe, deren uraltes Bett nun als Abfluss genutzt wurde.
Als im 12. Jahrhundert der Elstermühlgraben angelegt wurde, wurde er – von Westen kommend – sehr nahe an den Pleißemühlgraben herangeführt. Beide Mühlgräben verliefen am heutigen Naturkundemuseum mit nur wenigen Metern Abstand parallel in Süd-Nord-Richtung. Die scheinbar naheliegende Lösung, den Elstermühlgraben in den Pleißemühlgraben zu leiten und beide über die Parthe zu entwässern, wurde nicht gewählt. Stattdessen führte man den Elstermühlgraben in einem großen Bogen zurück zur Elster; vermutlich lag an der Nahstelle der Elsterpegel unter dem Pleißepegel. Allerdings wurde hier das Rosentalwehr angelegt, das eine Verbindung zwischen den Mühlgräben herstellte und die Ableitung von Wasser aus dem Pleiße- in den Elstermühlgraben (und damit an der Gohliser Mühle vorbei!) ermöglichte.
Der Bau der Thomasmühle erforderte einen neuen, weiter südlich abzweigenden Mühlgraben zur Wasserzufuhr; der Ablauf führte aber über die Barfüßermühle in den alten Mühlgraben. Dies wiederholte sich angeblich, als 1287 die Nonnenmühle errichtet wurde, für die wieder ein neuer Oberlauf erforderlich war. Der neue Abzweig von der Pleiße befand sich nun schon an der Grenze zu Connewitz.3)
Die wirtschaftliche Nutzung durch drei Mühlen führte dazu, dass der eigentlichen Pleiße buchstäblich das Wasser abgegraben wurde. Der Mühlgraben wurde nun als „Pleiße“ bezeichnet, der uralte Fluss erhielt den Namen „Alte Pleiße“, wurde als störend empfunden und bis 1879 komplett verfüllt.4)
Ende 1907/Anfang 1908 wurde der Pleißemühlgraben südlich der Arndtstraße begradigt. Dabei wurden auch drei neue Eisenbetonbrücken gebaut, die am 5. Februar 1909 ihre Namen erhielten: die Arndt-, Tieck- und Kronprinzbrücke.
Ab 1951 wurde der Mühlgraben nördlich des Rosentalwehrs, das den neuen Ablauf in den Elstermühlgraben bildet, verfüllt. Der Rest wurde überwölbt, so dass der Pleißemühlgraben ab dem 18. Mai 1956 komplett aus dem Stadtbild verschwunden war.
Am 13. November 1996 begann die abschnittsweise Freilegung der überwölbten Teile. Ab 2023 soll auch der verfüllte Bereich wieder hergestellt werden, so dass im Jahre 2030 der Zustand von 1950 weitgehend wiederhergestellt sein soll.