Der Willy-Brandt-Platz (Willy-Brandt-Platz)? ist eine Hauptverkehrsstraße in der Leipziger Nord- und Ostvorstadt, die den nordöstlichen Abschnitt des Leipziger Innenstadtrings bildet und ein vielbefahrener Teil der Bundesstraße 87 ist. Sie liegt auf der Gemarkung Leipzig und hat den amtlichen Straßenschlüssel 01002.
Die 491 Meter(!) lange Straße beginnt als östliche Verlängerung des Tröndlinrings (bis 1908 »Löhrs Platz«) in Höhe der von Norden kommenden Gerberstraße und der von Süden kommenden Straße Am Hallischen Tor (ursprünglich »Hallisches Gäßchen«, 1839–1921 »Hallische Straße«) und führt geradlinig in östliche Richtung, nimmt dabei die von Norden kommende Kurt-Schumacher-Straße (1870–1945 »Blücherstraße«, 1945–2001 »Rudolf-Breitscheid-Straße«) auf und geht in Höhe der von Süden kommenden Goethestraße in den in einem großen Bogen zunächst weiter nach Osten, dann nach Süden abbiegenden Georgiring (1839–1899 »Bahnhofstraße«) über. Die beiden je dreispurigen Richtungsfahrbahnen werden durch den Gleiskörper der Ring-Straßenbahntrasse und die hier befindliche Haltestelle »Hauptbahnhof« (INSA Auskunft) getrennt. Der Willy-Brandt-Platz gehört zum Postleitbezirk 04109.
Die Südseite des Willy-Brandt-Platzes ist unbebaut. Eine schmale Grünanlage, die ursprünglich »Unterer Park« hieß und jetzt mitunter »Müller-Park« genannt wird, trennt den Ring von der südlich parallel verlaufenden Richard-Wagner-Straße (hier bis 1913 »Parkstraße«). In ihr befindet sich das Bürgermeister-Müller-Denkmal. Die Gebäude auf der Nordseite des Willy-Brandt-Platzes sind durchlaufend nummeriert (an der Gerberstraße beginnend). Die Nordseite wird vom ehemaligen Hotel Astoria und dem Hauptbahnhof (Willy-Brandt-Platz 2A bis 8D, Georgiring 14) dominiert.
Ursprünglich bildete der heutige Platz den nordöstlichen Abschnitt der »Promenade« um die Altstadt, die aus der Umwandlung der ehemaligen Verteidigungsanlagen der Stadt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert entstand. Eine kleinere Freifläche nördlich der Promenade, am Beginn der Blücherstraße und vor dem Thüringer Bahnhof gelegen, wurde ursprünglich als »Platz vor dem Thüringer Bahnhof«, später als »Waageplatz« bezeichnet. Am 15. Oktober 1870 erhielt sie mit Wirkung zum 21. Oktober 1870 den Namen Blücherplatz (Blücherplatz). Damit wurde der preußische General Gebhard Leberecht Blücher (1742–1819) geehrt, der als Oberbefehlshaber der Schlesischen Armee in der Völkerschlacht bei Leipzig teilnahm. – Der Abschnitt des Ringes östlich der Einmündung der Blücherstraße gehörte mit zur Bahnhofstraße, dem späteren Georgiring.
Am 1. August 1945 wurde der Blücherplatz mit sofortiger Wirkung in Karl-Legien-Platz umbenannt1). Damit wurde nun an den sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer Karl Legien (1861–1920) erinnert.
Am 29. April 1953 wurde beschlossen, den Karl-Legien-Platz mit Wirkung zum 1. Mai 1953 in Platz der Republik umzubenennen. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Geltungsbereich des Namens »Platz der Republik« nach Osten erweitert und der des Georgirings zurückgedrängt; 1993 umfasste der Platz der Republik schließlich den gesamten Bahnhofsvorplatz.
Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung am 18. März 1992 wurde der Platz der Republik auf die drei Ortsteile 00 Zentrum (Südseite, unbebaut), 01 Zentrum-Ost (Nordseite östlich der Rudolf-Breitscheid-Straße, Hausnummern 2A bis 8) und 06 Zentrum-Nord (Nordseite, Hausnummern 1 und 2) verteilt.
Am 16. November 1993 wurde beschlossen, den Platz der Republik mit Wirkung vom 18. Dezember 19932) in Willy-Brandt-Platz umzubenennen. Mit dem nun vierten Namen der Straße innerhalb von 50 Jahren wird der sozialdemokratische Politiker Willy Brandt (1913–1992) geehrt.