Die Kolonie Kleinzschocher (»Meyersdorf«)

Die Kolonie Kleinzschocher der durch den Leipziger Verleger H. Meyer (1826-1909) begründeten »Stiftung für Erbauung billiger Wohnungen« befindet sich im Westen Leipzigs (Gemarkung Kleinzschocher, Ortsteil Kleinzschocher). Die Wohnanlage, die nach ihrem Stifter im Volksmund »Meyersdorf« genannt wird, wird umschlossen von der Ratzelstraße im Norden, der ehemals geplanten Ringstraße (z.T. Kurt-Kresse-Straße) im Osten, der ehemaligen Pörstener Eisenbahn im Süden und der Schönauer Straße im Westen. Die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Herrmann-Meyer-Straße (1908-1928 »Würzburger Straße«) teilt die Anlage in eine Ost- und eine Westhälfte.

Die Stiftung kaufte im Jahr 1903 auf dem Rittergutsbezirk Kleinzschocher ein 18,9 Hektar großes Feldgrundstück für 605.367 Goldmark, um darauf ihre vierte (und größte) Kolonie anzulegen. Das neue Wohngebiet war als Gartenstadt für ca. 6.000 Bewohner konzipiert. Im Jahr 1907 wurde der Bebauungsplan vom Rat der Stadt aufgestellt und später vom Königlich Sächsischen Innenministerium genehmigt. Ende März 1908 erfolgte die Grundsteinlegung.

Zwischen 1908 und 1914 errichtete der Leipziger Architekt M. Pommer (1847-1915) beidseitig der Würzburger Straße 92 Häuser mit 987 Wohnungen. Im Inneren der beiden ringförmig geplanten Hauskomplexe wurde ein großzügiger Park angelegt, wobei z.T. auch älterer Baumbestand einbezogen werden konnte.

Im Jahr 1927 wurde die Kolonie Kleinzschocher durch die Verlängerung der von Kleinzschocher kommenden Omnibuslinie 25 zunächst provisorisch an das Nahverkehrsnetz der Stadt Leipzig angeschlossen. Im Dezember 1928 wurde die Meyersdorfer Straßenbahntrasse in Betrieb genommen, die an der Herrmann-Meyer-Straße in einem Gleisdreieck endet.

Im Oktober 1929 wurde nach zweijähriger Bauzeit auf der Nordseite der Ratzelstraße, direkt gegenüber der Kolonie Kleinzschocher, die 55. Volksschule eröffnet. Vorher mussten täglich 600 bis 700 Kinder aus Meyersdorf in die mehrere Kilometer entfernten Schulen der alten Ortslage Kleinzschocher laufen.

Von 1933 bis 1937 wurde die Kolonie Kleinzschocher durch die Architekten Straumer, Gruner und A. Kaeppler nach Westen um 47 Häuser mit 416 Wohnungen erweitert.

Navigation
Leipzig-Lexikon > Kolonie Kleinzschocher (»Meyersdorf«)