Der Brühl (Brühl)? ist eine Geschäftsstraße in der nördlichen Leipziger Altstadt. Sie liegt auf der Gemarkung Leipzig und hat den amtlichen Straßenschlüssel 01009.
Die 579 Meter lange Straße beginnt am Südost-Ende des Richard-Wagner-Platzes (ursprünglich: »Am Ranstädter Thore«, »Theaterplatz«), wo gleichzeitig die nach Südwesten führende Große Fleischergasse beginnt und die von Südosten kommende Hainstraße endet, und führt zunächst in östliche Richtung, nimmt dabei die von Süden kommende Katharinenstraße auf, nimmt dann in einer gemeinsamen Kreuzung die von Süden kommende Reichsstraße sowie die nach Norden führende Straße Am Hallischen Tor (ursprünglich: »Hallisches Gäßchen«, später: »Hallische Straße«) auf, wendet sich dann zunehmend in südöstliche Richtung, kreuzt die Nikolaistraße, nimmt in einer gemeinsamen Kreuzung die von Süden kommende Ritterstraße und die nach Norden führende Ritterpassage auf und mündet schließlich in die Goethestraße. Die geradzahligen Hausnummern befinden sich auf der südlichen Straßenseite. Seit dem 1. Juli 1993 gehört der Brühl zum Postleitbezirk 04109.
Der Brühl gehört zu den ältesten Straßen der Stadt Leipzig. Er ist ein Teil der mittelalterlichen via regia, die von Westen (Paris, Frankfurt, Erfurt) kommend über Leipzig nach Osten (Meißen, Görlitz, Krakau, Kiew) führte. Im Kreuzungsbereich mit der alten Nord-Süd-Straße, der via imperii, entstand vermutlich im 7. Jahrhundert auf dem heutigen Richard-Wagner-Platz am West-Ende des Brühls der erste, slawische Markt und die slawische Siedlung Lipsk, aus der sich die Stadt Leipzig entwickelte.
Mit dem Beginn der deutschen Ost-Expansion entstand im 10. Jahrhundert südlich des ersten Markts, auf dem heutigen Matthäikirchhof eine deutsche Hauptburg, die »urbs libz«, zu derem Schutz an den Hauptstraßen mehrere Unterburgen angelegt wurden: eine solche Unterburg wurde auch am Ost-Ende des Brühls errichtet (auf der Nordseite, im heutigen Straßengeviert Brühl / Ritterpassage / Richard-Wagner-Straße / Goethestraße).
Spätestens mit der Verlegung des Marktplatzes vom heutigen Richard-Wagner-Platz auf den heutigen Markt entstand die Katharinenstraße, die rechtwinklig vom Brühl abzweigt und auf den Markt führt. Südöstlich der Einmündung der Katharinenstraße auf den Brühl stand die 1233 geweihte Katharinenkapelle mit einem auf dem Eckgrundstück liegenden Kirch- (Fried-) hof.
Die nächsten Querstraßen zum Brühl dürften um 1100 entstanden sein, als die ursprünglich durch Petersstraße und Hainstraße führende via imperii etwas nach Osten verlegt wurde, wobei auch die Reichsstraße (südlich des Brühls) und das spätere Hallische Gäßchen (nördlich des Brühls, zum späteren Hallischen Tor) angelegt wurden.
Erst mit der weiteren Ausdehnung der Stadt nach Osten entstanden in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auch die Nikolaistraße und zuletzt die Ritterstraße, die aber beide noch bis ins 20. Jahrhundert von Süden kommend am Brühl endeten.
Der Brühl verlor in der Folgezeit seine alte Funktion als Durchgangsstraße: bei der Stadtbefestigung im 13. Jahrhundert durch Anlage der Stadtmauern mit Zwinger und der vier Stadttore wurde das Ost-Ende des Brühls zur Sackgasse; der Verkehr in Richtung Osten verlief nun vom Markt aus über die südlich parallel zum Brühl verlaufende Grimmaische Straße.
Im Jahr 1420 wird der Straßenname Brühl erstmals erwähnt. Der Name verweist auf »sumpfiges Gelände«, was sich aber sicher nicht auf die Straße selbst, sondern eher auf die nördliche und nordöstliche Umgebung bezog: nördlich parallel des Brühls verlief entlang des heutigen Innenstadtrings (Willy-Brandt-Platz und Tröndlinring) das alte Flussbett der (oft Hochwasser führenden) Parthe. Der Flusslauf wurde zwar schon im 10. Jahrhundert weiter nach Norden verlegt, das Bett jedoch offen gelassen und später zu verschiedenen Zwecken genutzt, z. B. als Wasserzufuhr für die Gerber oder zuletzt als Stadtgraben vor dem Hallischen Zwinger.
Im Jahr 1518 zerstörte ein Großbrand den gesamten Brühl.
In den Jahren 1701 bis 1704 wurde auf dem südwestlichen Eckgrundstück mit der Katharinenstraße (später Brühl 18 / Katharinenstraße 23) das Romanushaus erbaut, das damals als das prächtigste Bürgerhaus der Stadt galt.
Bei der Hauszählung von 1793 lagen die Grundstücke mit folgenden Häusernummern auf der Nordseite des Brühls: 317 (am Platz: Am Rannstädter Thore) bis 327 (an der Westseite des »Gäßchens am Hallischen Pförtchen«), 447 (an der Ostseite des »Gäßchens am Hallischen Pförtchen«) bis 455 (an der Westseite der Hallischen Gasse) und 472 (an der Ostseite der Hallischen Gasse) bis 495. Auf der Südseite des Brühls lagen die Häusernummern 356 (an der Ostseite der Hainstraße) bis 362 (an der Westseite der Katharinenstraße), 418 (an der Ostseite der Katharinenstraße) bis 424 (an der Westseite der Reichsstraße), 511 (an der Ostseite der Reichsstraße) bis 519 (an der Westseite der Nikolaistraße), 702 (an der Ostseite der Ritterstraße) und 703 (am Ost-Ende des Brühls) sowie 724 (an der Westseite der Ritterstraße) bis 735 (an der Ostseite der Nikolaistraße).
Am 22. Mai 1813 wurde im Gasthof Roter und Weißer Löwe (später Brühl 3) der spätere Komponist und Kapellmeister Richard Wagner (1813–1883) geboren.
Im Jahr 1872 wurde das Ost-Ende des Brühls wieder geöffnet und die Straße an die Goethestraße angeschlossen.
Von 1882 bis 1964 führte die Lindenauer Straßenbahntrasse entlang des gesamten Brühls.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ließen sich am Brühl zahlreiche Rauchwarenhändler nieder, die den Ruf Leipzigs als Zentrum des Pelzhandels begründeten. In den 1920er Jahren wurde ein Drittel aller Pelze der Weltproduktion am Brühl verkauft. Zu den namhaftesten jüdischen Rauchwarenhändlern gehörten Max Ariowitsch (1880–1969), Chaim Eitingon (1857–1932, Brühl 37–39), die Familie Fränkel, die Familie Harmelin und F. Weiss (1893–1982). Von 1933 bis 1941 wurden sämtliche jüdischen Pelzhandels-Firmen am Brühl liquidiert.
Im Jahr 1912 wurden die Häuser Brühl 53, 55 (»Zum Hufeisen«) und 59 abgebrochen (an Stelle des Hauses Nr. 57 war schon seit 1908 eine Baulücke) und auf einem Teil des Grundstücks Brühl 55 (der Rest kam zum Neubau Brühl 53) sowie auf dem gesamten Grundstück Brühl 57 die Verlängerung der Nikolaistraße nach Norden angelegt, so dass sich seitdem Brühl und Nikolaistraße kreuzen.
Beim Bombenangriff vom 4. Dezember 1943 wurden große Teile des Brühls, vor allem die westliche Nordseite und die mittlere Südseite, komplett zerstört.
In den Jahren 1966 bis 1968 wurde die Nordseite des Brühls im Abschnitt zwischen Richard-Wagner-Platz und der Straße »Am Hallischen Tor« (durchgehend bis zur Richard-Wagner-Straße) neu bebaut. Dabei entstanden neben dem (teilweise!) rekonstruierten und um einen achtgeschossigen Anbau erweiterten Kaufhaus Brühl drei zueinander parallele, aber zum Brühl quer stehende (!) zehngeschossige Wohnhäuser, die untereinander durch eingeschossige Flachbauten, z. T. Innenhöfe bildend, verbunden waren. Die Plauensche Straße wurde vollständig überbaut.
Die erhaltenen Gebäude auf der Südseite des Brühls im Abschnitt zwischen Hain- und Katharinenstraße wurden inzwischen saniert bzw. die letzten Baulücken nach 1990 durch Neubauten geschlossen. Dagegen blieben die Grundstücke im Abschnitt zwischen Katharinen- und Reichsstraße unbebaut. Hier wurde Ende der 1960er Jahre der Sachsenplatz angelegt, dessen Nordrand der Brühl nun bildete. Als einziges Gebäude entstand hier im Jahr 1969 die »Leipzig-Information«, die inzwischen wieder abgebrochen wurde. – Zwischen Reichsstraße und dem erhaltenen Altbau Gloecks Haus (Brühl 52 / Ecke Nikolaistraße) wurde im Jahr 1966 das zehngeschossige Bürogebäude »Brühlpelz« fertiggestellt.
Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung im Jahr 1992 wurde der Brühl dem Ortsteil 00 Zentrum zugeordnet.
Im Jahr 1998 wurde im Nordostwinkel der Einmündung der Straße »Am Hallischen Tor« der Neubau des Marriott Hotels (Brühl 33) eröffnet, der auch eine Passage zur Richard-Wagner-Straße (Brühl-Arcade) enthält.
In den Jahren 2007/2008 wurde die Kammbebauung auf der westlichen Nordseite des Brühls abgebrochen. Das Gelände wurde bis September 2012 mit dem Einkaufszentrum »Höfe am Brühl« neu bebaut. Dabei wurde auch die Plauensche Straße wieder angelegt.
Gegenwärtig werden die an den Brühl angrenzenden Grundstücke des vormaligen Sachsenplatzes wieder bebaut.