Arndtstraße

Die Arndtstraße ist eine Anliegerstraße in der Leipziger Südvorstadt. Sie liegt auf der Gemarkung Leipzig und hat den amtlichen Straßenschlüssel 04056.

Die 1 038 Meter lange Straße beginnt an der Wundtstraße (ursprünglich »Schleußiger Weg«), überquerte auf der Arndtbrücke den auf der südöstlichen Straßenseite der Wundtstraße verlaufenden, (seit 1952) überwölbten Pleißemühlgraben und führt geradlinig nach Osten. Noch am östlichen Brückenlager nimmt sie die nach Süden führende Fockestraße auf. Im weiteren Verlauf kreuzt sie die Brandvorwerkstraße, die August-Bebel-Straße (ursprünglich »Kaiser-Wilhelm-Straße«), die Kochstraße (hier ursprünglich »Connewitzer Chaussee«, später »Connewitzer Straße«), die Karl-Liebknecht-Straße (hier ursprünglich »Südstraße«, später »Adolf-Hitler-Straße« und wieder »Südstraße«), die Bernhard-Göring-Straße (ursprünglich »Elisenstraße«) und die Arthur-Hoffmann-Straße (hier ursprünglich »Bayrische Straße«) und mündet schließlich in die Lößniger Straße. Im Abschnitt zwischen Bernhard-Göring- und Arthur-Hoffmann-Straße bildet die Arndtstraße den Südrand des Albrecht-Dürer-Platzes. Die geradzahligen Hausnummern befinden sich auf der südlichen Straßenseite. Seit dem 1. Juli 1993 gehört die Straße zum Postleitbezirk 04275.


Leipziger Tageblatt vom 6. Januar 1870, Seite [1]
Der ersten Querstraße nach der Mahlmannstraße, welche in östlicher Richtung die Brandvorwerkstraße und die 60 Ellen breite Alleestraße kreuzt und in ihrer Verlängerung auf die Connewitzer Chaussee stößt, haben wir den Namen Arndt-Straße beigelegt. Leipzig, am 3. Januar 1870.   Der Rath der Stadt Leipzig.   Dr. Koch.   G. Mechler.

E. M. Arndt1)

Die Straße wurde im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts angelegt und erhielt mit Beschluss vom 31. Dezember 1869 den Namen Arndtstraße (Arndtſtraße).? Dies wurde am 3. Januar 1870 bekannt gemacht. Die Straße wurde nach dem Schriftsteller Ernst Moritz Arndt (1769–1860) anlässlich dessen 100. Geburtstags benannt.

Am 18. März 1992 wurde die Straße dem Ortsteil Südvorstadt zugeordnet.

Seit dem 1. April 1995 gehört die Arndtstraße zum Sanierungsgebiet Innerer Süden. Zum 4. Juni 2016 wurden die Grundstücke mit den Hausnummern 1–37 und 2–36 aus dem Sanierungsgebiet entlassen.

Am 7. August 2019 begann eine openPetition mit dem Ziel, die Arndtstraße nach einer (nicht konkret benannten) Frau umzubenennen. Hier wird einerseits angeführt, dass Arndt ein »bekennender Antisemit, Nationalist und frankophob« war, andererseits, dass »in der Südvorstadt« noch keine Straße nach einer Frau benannt sei (was aber nur für den Ortsteil, nicht für den Stadtteil gilt). Für die Petition fanden sich nur 126 Unter­stützer, davon 109 aus Leipzig. – Dennoch stimmte in der Rats­versammlung am 22. Januar 2020 eine Mehrheit von 31 gegen 28 Stimmen (bei vier Enthaltungen) für die Umbenennung der Arndtstraße in »Hannah-Arendt-Straße«2). – Dieser Beschluss wurde am 15. Februar 2020 im Amtsblatt verkündet; damit begann eine einmonatige Widerspruchs­frist.

Am 3. Februar 2020 begann eine weitere openPetition mit dem Ziel, die Umbenennung der Straße rückgängig zu machen. Hierfür gab es 2.100 Unterstützer, davon 1.503 aus Leipzig.

Am 25. März 2020 gab die Stadt­verwaltung bekannt, dass innerhalb der Frist rund 180 Wider­sprüche eingegangen waren und damit die Umbenennung bis zum Ausschöpfen des Rechts­wegs ausgesetzt ist.

Am 16. September 2020 beschloss die Rats­versammlung die Aufhebung des Um­benennungs­beschlusses vom 22. Januar 2020 und die Verweisung der Problematik an ein Experten­gremium.

Literatur

 1) Abbildung aus: Zweihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer. Dritte verbesserte Auf­lage. Leipzig: Georg Wigand, 1870, S. 157
 2) allerdings war offenbar auch Hannah Arendt (1906–1975) keine Heilige: gegen sie steht der Vorwurf des Rassismus (sie spräche den Völkern Afrikas und Australiens menschliche Vernunft und menschliche Empfindungen sowie jede Kultur ab und kämpfte gegen gemeinsamen Unterricht für weiße und schwarze Kinder in den USA, vgl. unter anderem hier). So könnte der Eindruck entstehen, dass ein »Antisemit« durch eine »Rassistin« ersetzt werden soll. – Der bei den letzten Benennungen nach Personen stets vorhandene Leipzig-Bezug bleibt bei Frau Arendt genauso unklar wie die Antwort auf die Frage, warum man sich nicht des extra angelegten Straßennamen­vorrats bediente, in dem diese Person aber (aus guten Gründen?) fehlte.
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