Holbeinstraße
Die Holbeinstraße ist eine Anliegerstraße im Leipziger Stadtteil Schleußig. Sie liegt auf den Flurstücken 69, 30l, 93 und 239 der Gemarkung Schleußig und hat den amtlichen Straßenschlüssel 05099.
Verlauf
Die 1 060 Meter(!) lange Straße beginnt an der Könneritzstraße (1965–1991 »Maurice-Thorez-Straße«) und führt in leicht bogenförmigem Verlauf zunächst in südwestliche Richtung, nimmt dabei die von Südosten kommende Alfred-Frank-Straße (bis 1946 »Quandtstraße«) auf, kreuzt die Industriestraße (hier bis 1893 »Carlstraße«, 1893–1956 »Jahnstraße«), nimmt die von Südosten kommenden Stieglitzstraße und Rochlitzstraße auf, wendet sich dabei immer mehr nach Süden, nimmt die von Osten kommende Schnorrstraße sowie einen nach Westen führenden namenlosen Weg zum Limburgersteg auf und mündet schließlich in das Ost-Ende der Oeserstraße. Die geradzahligen Hausnummern befinden sich auf der (nord-) westlichen Straßenseite.
Geschichte
Die Straße wurde im Heine- / Hüfferschen Bebauungsplan für die Schleußiger Feldflur von 1876 als »Straße A« projektiert. Dabei lag der südlich der Rochlitzstraße befindliche Teil (Flurstück 239) im Baufeld (Gutsbezirk Schleußig) von Bernhard Hüffer (1824–1904), der nördliche im Baufeld (»Neuschleußig«) von Dr. Carl Heine (1819–1888).
Die »Straße A« wurde als Allee angelegt. Ihr bogenförmiger Verlauf ist der Weißen Elster geschuldet, die westlich parallel der Straße fließt und auch die Westgrenze der meisten Grundstücke auf der Westseite der Straße bildet.
Zunächst wurde die neu angelegte Straße in Neuschleußig als Ringstraße bezeichnet (vgl. Stadtplanausschnitt1)). Dies war irreführend, da die Allee zwar bogenförmig war, aber keinen geschlossenen Ring bildete. Dieser Name wurde auch nicht als Adresse benutzt.
Nach der Eingemeindung von Schleußig in die Stadt Leipzig zum 1. Januar 1891 wurde am 28. Dezember 1892 durch den Rat der Stadt beschlossen, der Straße den Namen Seumestraße zu geben; dies wurde am 11. März 1893 bekannt gemacht. Gleichzeitig wurden drei Häuser, die bisher zur Könneritzstraße zählten, der neuen Straße zugeordnet (vgl. Bekanntmachung im Leipziger Tageblatt vom 13. März 1893, S. [1]). – Mit dieser Benennung wurde an den Leipziger Schriftsteller Johann Gottfried Seume (1763–1810) erinnert.
Von 1888 (Baubeginn 1886) bis 1925 wurde die Seumestraße im Abschnitt zwischen Industrie- und Stieglitzstraße niveaugleich (!) durch die eingleisige, nur von Güterzügen genutzte Leipzig–Plagwitzer Verbindungsbahn gekreuzt.
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts begann auf der östlichen Straßenseite die Bebauung mit meist viergeschossigen aneinander stoßenden Wohnhäusern. Auf der westlichen Straßenseite entstanden nördlich der Rochlitzstraße vor allem Fabriken und Lagerplätze, südlich davon eine Kleingarten-Anlage (heute: »Elster-Idyll«).
Im den Jahren 1906–1908 dehnte sich die Plagwitzer Wollgarnfabrik Tittel & Krüger (seit 1969 VEB Buntgarnwerke Leipzig) über die Elster in die Seumestraße aus und errichtete ein später als »Hochbau Süd« bezeichnetes Fabrikgebäude.
Nachdem am 1. April 1930 die Gemeinde Knautkleeberg in die Stadt Leipzig eingemeindet wurde, gab es den Straßennamen »Seumestraße« doppelt. Da Seume zu Knautkleeberg einen direkten Bezug hatte (er wuchs dort auf), konnte die Knautkleeberger Seumestraße ihren Namen behalten.
Am 11. Juli 1930 wurde beschlossen, die Schleußiger Seumestraße mit Wirkung zum 1. Januar 1931 in Steubenstraße umzubenennen. Damit wurde nun (anlässlich dessen 200. Geburtstags) an den US‑amerikanischen General deutscher Herkunft Friedrich Wilhelm von Steuben (1730–1794) erinnert.
Bei der politischen Massenumbenennung vom 11. Oktober 1950 wurde beschlossen, die Steubenstraße mit Wirkung vom 1. November 1950 in Holbeinstraße umzubenennen. Der US‑General wurde durch den Maler Hans Holbein den Jüngeren (1497–1543) ersetzt.
Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung am 18. März 1992 wurde die Straße auf die statistischen Bezirke 500, 501, 502 und 503 im Ortsteil Schleußig verteilt.
Seit dem 1. Juli 1993 gehört die Straße zum Postleitbezirk 04229 Leipzig (vorher seit 1926 Leipzig W31, seit 1965 7031 Leipzig).
Seit dem 5. April 1994 gehören die meisten Grundstücke der Holbeinstraße (außer Hausnummern 14–84) zum Erhaltungsgebiet Schleußig.
Seit 1998 werden die Fabrikgebäude in der Holbeinstraße, beginnend mit dem ehemaligen »Hochbau Süd«, zu modernen Lofts umgebaut.
Literatur
- Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen (Hrsg.): Verzeichnis Leipziger Straßennamen. PDF, Redaktionsschluss Dezember 2018. Ohne Ort, ohne Jahr, ohne Paginierung. S. [1311] – Hier wird der Sachgrund (Namensgleichheit) für die Umbenennung 1930 ebenso verschwiegen wie der ideologisch-politische Charakter der Umbenennung 1950.