Könneritzstraße

Die Könneritzstraße ist eine Hauptverkehrs­straße im Leipziger Stadt­teil Schleußig. Sie liegt auf den Flur­­stücken 30/n und 66 der Gemarkung Schleußig und hat den amt­lichen Straßen­schlüssel 05077.

Verlauf

Die 1 324 Meter(!) lange Straße beginnt an der Könneritz­brücke (über die Weiße Elster; Gemarkungs­grenze zu Plagwitz, gegenüber beginnt die Ernst-Mey-Straße) und führt gerad­linig in südsüdwestliche Richtung. Dabei nimmt sie die von Osten kommende Anton-Bruckner-Allee (die hier wahrscheinlich nie »König-Albert-Allee« hieß) auf, nimmt die bogenförmig nach Südwesten führenden Holbein­straße (bis 1930 »Seume­straße«, 1930–1950 »Steuben­straße«) und Brockhaus­straße auf, nimmt die von Nord­westen kommende Alfred-Frank-Straße (bis 1946 »Quandt­straße«) auf, kreuzt die Industrie­straße (hier bis 1893 »Carl­straße«, 1893–1956 »Jahn­straße«), die Stieglitz­straße, die Rochlitz­straße, die Schnorr­straße und die Oeser­straße und mündet schließlich am östlichen Brücken­lager der Schleußiger Brücke in die hier endende Rödel­straße (ur­sprünglich »Haupt­straße« in Altschleußig). Die gerad­zahligen Haus­nummern befinden sich auf der westlichen Straßen­seite. Die Grundstücke Nr. 1 bis 47 grenzen im Osten an die hier 1926 / 1927 verfüllte Rödel.

Geschichte

Die Straße wurde im Heine- / Hüfferschen Bebauungsplan für Schleußig von 1876 als »Straße C« projektiert. Dabei lag der südlich der Rochlitzstraße befindliche Teil im Baufeld (Guts­bezirk Schleußig) von Bernhard Hüffer (1824–1904), der nördliche im Baufeld (»Neu­schleußig«) von Dr. Carl Heine (1819–1888). In den 1880er Jahren begann die Anlage der Straße im Norden, nachdem als erstes Gebäude 1874 die Karl-Heine-Villa (Haus­nummer 1) eingeweiht wurde; erst in den 1890er Jahren wurde die Straße im mittleren und süd­lichen Teil fertiggestellt.

Das Stichwort in gebrochener Schrift

Zunächst wurde die Straße in Neuschleußig als Haupt­straße be­zeichnet (vgl. Stadtplan­ausschnitt 1891). Eine offizielle Benennung (durch wen?) konnte aber nicht nachgewiesen werden; auch wurde dieser Name nicht als Adresse benutzt.

Von 1888 (Baubeginn 1886) bis 1925 wurde die heutige Könneritzstraße im Abschnitt zwischen Industrie- und Stieglitzstraße niveau­gleich (!) durch die ein­gleisige, nur von Güter­zügen genutzte Leipzig–Plagwitzer Verbindungsbahn gekreuzt. Der damalige Bahndamm ist als »Berg« in der sonst ebenen Straße noch heute deutlich erkennbar.

Das Stichwort in gebrochener Schrift

Nach der Eingemeindung von Schleußig in die Stadt Leipzig zum 1. Januar 1891 erhielt die »von Leipzig-Neu­schleu­ßig nach Leipzig-Alt­schleu­ßig führende bisherige sogenannte Hauptstraße« am 15. Juli 1891 den Namen Könneritz­straße. Dies wurde am 6. Okto­ber 1891 bekannt gegeben (vgl. Bekanntmachung im Leipziger Tage­blatt vom 10. Oktober 1891). Mit dieser Benennung wird an den ehemaligen Kreis­hauptmann von Leipzig und sächsischen Finanzminister Léonce Freiherr von Koenneritz (1835–1890) er­innert.1)

Im Jahr 1891 wurde auf dem heutigen Grund­stück Könneritzstraße 47 das erste Schleußiger Schul­gebäude eingeweiht, das zunächst von der 26. Bezirks­schule und der XV. Bürger­schule, der 48. Volksschule, der 48. Grund­schule, der 48. Polytechnischen Oberschule »Maurice Thorez« sowie von der Carl-Goerdeler-Schule (Gymnasium) genutzt wurde und heute die Leipzig International School beheimatet.

Seit dem 3. Juni 1896 führt die Schleußiger Straßenbahntrasse entlang des größten Teils der Könneritzstraße. Sie biegt, von der West­vorstadt aus der Anton-Bruckner-Allee kommend, in die Straße ein und endete zunächst an derem Süd-Ende; wurde aber schon am 22. Juni 1896 durch die Groß­zscho­cher­sche Straßenbahntrasse verlängert, die nach Westen über die Schleußiger Brücke in die Antonien­straße einbiegt.

Am 28. April 1965 wurde beschlossen, die Könneritzstraße in Maurice-Thorez-Straße um­zubenennen. Damit sollte an den französischen Politiker Maurice Thorez (1900–1964) erinnert werden.

Bei der Massenumbenennung vom 19. November 1991 wurde beschlossen, die Maurice-Thorez-Straße mit Wirkung vom 1. Januar 1992 wieder in Könneritzstraße zurück­zubenennen.

Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung der Stadt Leipzig zum 18. März 1992 wurde die Straße dem Orts­teil Schleußig zugeordnet.

Seit dem 1. Juli 1993 gehört die Straße zum Postleitbezirk 04229 Leipzig (vorher seit 1926 Leipzig W31, seit 1965 7031 Leipzig).

Seit dem 5. April 1994 gehören alle Grund­stücke der Straße zum Erhaltungs­gebiet Schleußig.

Literatur

 1) In den Leipziger Adreßbüchern 1906 bis 1943 wird angegeben, die Straße sei nach seinem Bruder Richard Graf von Könneritz (1828–1910) benannt worden. Allerdings ist bei diesem keinerlei Leipzig-Bezug erkennbar, während bei Léonce Freiherr von Koenneritz sogar ein Schleußig-Bezug bestehen könnte: er war genau im Jahr 1876 Kreishauptmann von Leipzig, als der Bebauungs­plan für Schleußig genehmigt wurde. – Gegen Richard spricht auch, dass er zum Zeit­punkt der Benennung noch lebte. Damals wurden aber Lebende durch den Leipziger Rat nur dann mit einem Straßen­namen bedacht, wenn sie entweder Mitglied der kaiser­lichen oder könig­lichen Familie oder aber Ehren­bürger der Stadt waren. Beides trifft auf Richard nicht zu.