Die Rödel war ein Fluss in der Elster-Pleiße-Aue (südlicher Auenwald). Sie war eine natürliche Verbindung zwischen der Pleiße und der Weißen Elster und nahm zeitweise auch die Paußnitz auf. Dabei bildete sie die Grenze zwischen der Stadt Leipzig im Norden und Westen (rechtes Ufer) und den ehemaligen Gemeinden Connewitz (im Süden) und Schleußig (im Osten, beide am linken Ufer).
Die Rödel (Rödel)? zweigte in Höhe des heutigen Connewitzer Wehrs links von der Pleiße ab und führte in einem bogenförmigen Verlauf zunächst nach Westen, dann nach Norden zum Rödelwehr, das sich ungefähr an der heutigen Einmündung der Paußnitz in das Elsterflutbett befand. Unmittelbar hinter dem Wehr mündete von rechts ein Wasserlauf, der ursprünglich ebenfalls von der Pleiße kam, aber etwas weiter flussabwärts von dieser abzweigte, und um 1800 durch einen Damm von der Pleiße getrennt war. Entlang dieses Flüsschens führte die Grenze zwischen Leipzig (im Norden) und Connewitz (im Süden), so dass wohl dieser nördlichere Wasserlauf die ursprüngliche Rödel war und der südliche, durch das Rödelwehr regulierte Zulauf später angelegt wurde. Über die Funktion des Rödelwehrs kann nur spekuliert werden. Wahrscheinlich diente es dazu, eventuelle Hochwasser der Weißen Elster, die in den Unterlauf der Rödel drückten, von der Pleiße fernzuhalten.
Nur wenige Meter hinter dem Rödelwehr und der Einmündung der „Alten Rödel“ zweigte nach links ein Wasserlauf ab, der um 1800 einfach im Auenwald endete, aber um 1850 die Paußnitz aufgenommen hatte, die ursprünglich südlich des Rödelabzweigs direkt in die Pleiße mündete. Hier wendete sich die Rödel wieder in eine westlichere Richtung und durchquerte seit ca. 1870 das Obere Elsterhochflutbett. Unmittelbar nach dem Flutbett führte eine namenslose Brücke den Waldweg »Die Linie« über die Rödel. Etwas später wendete sich der Fluss nach Nordwesten, dann nach Norden, wobei er nun die Grenze zwischen Leipzig (im Osten) und Schleußig (im Westen) bildete.
Die Rödelbrücke führte den Schleußiger Weg über die Rödel, seit es ihn gab. Vielleicht wurde sie (als einfacher Holzsteg) schon von den Nonnen des Klosters St. Georg genutzt, denen von 1527 bis 1542 sowohl das Kloster in der Westvorstadt als auch das Vorwerk Schleußig gehörte: die kürzeste Verbindung führte genau hier entlang. Spätestens 1637, als Feldmarschall Johan Baner (1596–1641) zur Belagerung der Stadt Leipzig den Weg von Schleußig in die Westvorstadt ausbaute, wurde hier eine massivere Holzbrücke errichtet. – Die weiteren Brücken über die Rödel entstanden erst im Zuge der Bebauung von Schleußig: in der Mitte der 1890er Jahre der Jahnsteg, und – kurz vor der Einmündung der Rödel in die Weiße Elster – spätestens 1878 die heutige Ferdinand-Lassalle-Brücke.
Außer der oben schon erwähnten Anlage des Rödelwehrs und des damit verbunden neuen südlichen Oberlaufs setzte die Veränderung des ursprünglichen Flusses erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ein.
Im Zuge der 1866 begonnenen größeren »Flussregulierung« wurde auch die Rödel nicht verschont. Zwar beeinträchtigte das um 1870 angelegte Obere Elsterhochflutbett den Fluss nicht, da dessen beiden Dämme hier unterbrochen waren. Ein eventuelles Rödelhochwasser (aus der Pleiße) konnte sich so nach links und rechts verteilen, so dass das Hochflutbett auch als eine Art Polder für die Rödel diente. – In den Jahren 1874/75 ließ dann aber Carl Heine (1819–1888) den Unterlauf des Flusses mittels acht Durchstichen begradigen. Auch die Rödelmündung in die Elster wurde etwas flussabwärts verlegt (und bei dieser Gelegenheit die Ferdinand-Lassalle-Brücke errichtet). Im Jahr 1879 war schließlich der auf der Topographischen Karte abgebildete Zustand hergestellt.
Mit dem Bau der Leipzig–Plagwitzer Eisenbahn von 1886 bis 1888 wurde das Ende der Rödel eingeleitet. Da die Strecke genau am Rödelabzweig die Pleiße überquerte, wurde hier ein neues Wehr errichtet, das neben dem Kirsch- und Kopfwehr auch das Rödelwehr ersetzte, und der Oberlauf der Rödel bis zum Elsterhochflutbett verfüllt. Die Paußnitz wurde nun in den nördlich des Schleußiger Wegs liegenden Teil des Elsterhochfluttbetts geleitet, der in »Paußnitzflutrinne« umbenannt wurde.
Mangels Pleiße- und Paußnitzwasser trocknete der Abschnitt der Rödel zwischen Elsterhochflutbett und dem Jahnsteg in den Folgejahren weitgehend aus. Von hier bis zur Mündung in die Weiße Elster stand zwar Wasser in der Rödel – es war aber Elsterwasser, das von der Mündung her rückwärts in das Flussbett gedrückt wurde. Allerdings war die Rödel noch mit dem Elsterhochflutbett verbunden, so dass jedes Elsterhochwasser zu deren Überflutung führte. Dann war Schleußig sowohl im Westen als auch im Osten von Elsterwasser umgeben und tatsächlich eine Insel.
In den Jahren 1926/1927 wurde die Rödel auch zwischen Elsterhochflutbett und der Ferdinand-Lassalle-Brücke verfüllt. Im Nordteil, an der Bebauung der Könneritzstraße, wurde dabei eine schmale Grünanlage gestaltet. Der nicht mehr benötigte Jahnsteg wurde abgebrochen. – Da gleichzeitig auch das Elsterhochflutbett umgebaut und als Elsterflutbett in Großzschocher dauerhaft einen Teil des Elsterwassers aufnahm, wurden Elsterhochwasser für Schleußig ungefährlicher. Wenn sie auftraten, konnten sie auf der Ostseite in einem weiten Bogen um den Stadtteil herum geleitet werden – die Rödel war nun auch in ihrer letzten Funktion als Umfluter überflüssig.
Das allerletzte Teilstück der Rödel, der Abschnitt zwischen der Ferdinand-Lassalle-Brücke und der Einmündung in die Weiße Elster, hatte noch einige Jahrzehnte länger Bestand. Vielleicht legten die Nutzer der Karl-Heine-Villa Wert auf diesen Flussrest, der ihr Grundstück (zusammen mit der Elster) zur Halbinsel machte. Jedenfalls existiert die Rödel hier noch auf einem Stadtplan von 1948. – Dem neuen Nutzer des Gebäudes, dem Kinder- und Jugendheim »Fritz Gietzelt«, dürfte die beidseitige Wasserlage egal gewesen sein. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts diente die Reströdel dann als Absetzbecken für woanders ausgebaggerten Schlamm, und erst nach 2000 wurde sie zu einer Rasenfläche umgestaltet und in eine ältere Sportanlage einbezogen.