Südvorstädter Straßenbahntrasse


Lage im Straßenbahnnetz

Die Südvorstädter Straßenbahntrasse wurde in mehreren Abschnitten zur Erschließung der westlichen Leipziger Südvorstadt angelegt und von 1884 bis 1999 betrieben.

Der älteste Abschnitt wurde im Jahr 1884 von der Leipziger Pferde-Eisenbahn angelegt. Die Trasse zweigte am Obstmarkt (heute: Martin-Luther-Ring) von der Ring-Straßenbahntrasse ab, führte über die Harkortstraße, den Westrand des Floßplatzes und den nördlichen Abschnitt der Dufourstraße und endete an der Spießbrücke. Dieser Abschnitt wurde am 22.06.1884 eröffnet.

Die Pferdebahnlinien auf der Südvorstädter Trasse waren durch eine runde Scheibe gekennzeichnet, die diagonal von links unten nach rechts oben geteilt war: die (links-)obere Hälfte war innen rot mit weißem Rand; die (rechts-)untere Hälfte war innen weiß mit rotem Rand markiert.

Anlässlich des VIII. Deutschen Bundesschiessens auf der Rennbahn wurde im Juli 1884 die Pferdebahntrasse über die Spießbrücke hinaus verlängert und führte bis Ende Juli 1884 entlang der gesamten Pestalozzistraße (heute Telemannstraße) bis zum Haupteingang des Festplatzes.

Während zunächst die Gegenendstellen der die Trasse befahrenden Linie am Augustusplatz bzw. für jeden zweiten Kurs im Dittrichring (Höhe Zentralhalle) lagen, verkehrte die Linie seit dem 16.09.1884 zwischen Spießbrücke und Fleischerplatz (heute: Goerdelerring). Im Jahr 1885 wurde die Linie entlang der Ring-Straßenbahntrasse bis zum Blücherplatz (heute Willy-Brandt-Platz) verlängert. Im April 1886 folgte die weitere Verlängerung der Linie entlang der Ring-Straßenbahntrasse und der Bahnhof-Straßenbahntrasse bis zum Bayrischen Bahnhof.

Am 28.10.1889 wurde ein zweiter Abschnitt in Betrieb genommen, indem die Pferdebahnstrecke entlang der Dufourstraße und der Kaiser-Wilhelm-Straße (seit 1945 August-Bebel-Straße) bis zur Kronprinzstraße (heute Kurt-Eisner-Straße) verlängert wurde. Die Gegenendstelle der Pferdebahnlinie wurde gleichzeitig auf den Blücherplatz zurückgezogen. Seit dem 05.05.1890 wurde die Linie vom Fleischerplatz ab entlang der Pfaffendorfer Straßenbahntrasse nach Gohlis geführt.

Am 03.03.1897 begann auf der Südvorstädter Straßenbahntrasse der elektrische Straßenbahnbetrieb durch die (blaue) Große Leipziger Straßenbahn. Bei der Umstellung der alten farbigen Liniensymbole der Pferdebahn auf Buchstaben am 19.01.1901 erhielt die Linie Gohlis – Kaiser-Wilhelm-/Kronprinzstraße die Kennzeichnung Linie A (auf grüner Kreisscheibe mit weißem Rand).

Am 26.10.1898 wurde der Abschnitt entlang der Kronprinzstraße zwischen Kaiser-Wilhelm- und Südstraße (heute Karl-Liebknecht-Straße) durch die Große Leipziger Straßenbahn in Betrieb genommen und damit die Südvorstädter Straßenbahntrasse an die parallel verlaufende Connewitzer Straßenbahntrasse angeschlossen. Auf diesem neuen Abschnitt verkehrte die neue Linie D (auf roter Kreisscheibe mit weißem Rand), die von Gohlis kommend weiter nach Süden auf der Connewitzer Straßenbahntrasse (Südstraße) und der Dölitzer Straßenbahntrasse (Bornaische Straße) bis in Höhe Meusdorfer Straße führte und am 06.12.1899 bis Dölitz (Gasthof) verlängert wurde.

Im dritten Bauabschnitt wurde die Südvorstädter Straßenbahntrasse weiter nach Süden verlängert: am 09.07.1914 entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße bis in Höhe der Kaiserin-Augusta-Straße (heute: Richard-Lehmann-Straße) und am 01.01.1915 entlang der Windscheidstraße und der Brandstraße bis zum Straßenbahnhof Connewitz (nordöstlich der Einmündung der Simildenstraße in die Brandstraße). Hierhin wurde die Linie A verlängert.

Am 21.10.1925 wurde der Betrieb auf der Südvorstädter Straßenbahntrasse nach mehrjähriger Unterbrechung durch die neue Linie 9 (Connewitz / Brandstraße – Gohlis / Menckestraße) wieder aufgenommen. Im Jahr 1929 verkehrte die Linie 13 auf dieser Strecke. Am 15.02.1932 wurde die Linie 13 durch die aus Thekla kommende Linie 1 ersetzt.

Beim Bombenangriff vom 27.02.1945 wurde der nördliche Teil der Straßenbahntrasse (Harkort- und Dufourstraße) zerstört, der Betrieb wurde vollständig eingestellt. Erst am 01.10.1946 wurde der Abschnitt zwischen Martin-Luther-Ring und Kurt-Eisner-/ Karl-Liebknecht-Straße von der Linie 24 wieder in Betrieb genommen. Die Gleisanlagen zwischen Straßenbahnhof Connewitz und Kurt-Eisner-Straße wurden zwischen 1946 und 1949 abgebaut und der südliche Teil der Trasse damit dauerhaft aufgegeben.

Am 09.10.1999 wurde der Straßenbahnbetrieb auch auf dem verbliebenen Abschnitt zwischen Martin-Luther-Ring und Kurt-Eisner-Straße / Karl-Liebknecht-Straße eingestellt und die Südvorstädter Straßenbahntrasse damit völlig stillgelegt. Während die Oberleitungen relativ schnell demontiert wurden, konnten Reste der Gleisanlagen noch im Jahr 2007 besichtigt werden.

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