Anton-Bruckner-Allee
Die Anton-Bruckner-Allee ist eine Verbindungsstraße von Schleußig in die Leipziger Westvorstadt. Sie liegt auf den Gemarkungen Schleußig und Leipzig und hat den amtlichen Straßenschlüssel 05041.
Verlauf
Die 1 162 Meter(!) lange Straße beginnt an der Könneritzstraße (1965–1991 Maurice-Thorez-Straße; Ortsteil und Gemarkung Schleußig) und führt geradlinig in östliche Richtung. Dabei überquert sie auf der noch bestehenden Ferdinand-Lassalle-Brücke (bis 1945 Bismarckbrücke) die verfüllte Rödel und gleichzeitig die Gemarkungsgrenze zwischen Schleußig und Leipzig (bis 1890 Stadtgrenze), nimmt den von Süden kommenden Nonnenweg und den nach Norden führenden Klingerweg (bis 1920 Teil des Nonnenwegs) auf, bildet einen namenlosen ovalen Schmuckplatz im westlichen Teil des König-Albert-Parks, überquert auf der Sachsenbrücke das Elsterflutbett (hier bis 1928 Pleißeflutbett) und gleichzeitig die Grenze des Ortsteils Schleußig mit den Ortsteilen Zentrum-Süd und Zentrum-West, kreuzt die Max-Reger-Allee (bis 1927 »Sachsenallee«), umschließt einen zweiten ovalen Platz mit Bassin im östlichen Teil des König-Albert-Parks und mündet schließlich auf den Herzliyaplatz (Kreisverkehr), in den außerdem die Karl-Tauchnitz-Straße (von Nordosten nach Süden), die Edvard-Grieg-Allee (bis 2001 Teil der Marschnerstraße, von Norden) und die Beethovenstraße (von Osten) einmünden. Seit dem 1. Juli 1993 gehört das einzige Gebäude (Anton-Bruckner-Allee 1) zum Postleitbezirk 04229. Später kam die neue Adresse Anton-Bruckner-Allee 11 zum Postleitbezirk 04107.
Geschichte
1879
Der älteste Teil der Straße entstand bereits 1878 beim Bau der jetzigen Ferdinand-Lassalle-Brücke. Damals wurde ostwärts eine geradlinige Verbindung von der Könneritzstraße zum Nonnenweg hergestellt, die heute den westlichen Abschnitt der Anton-Bruckner-Allee bildet. Allerdings sind weder für diesen Straßenabschnitt noch für die Brücke ursprüngliche Namen überliefert.
Seit dem 3. Juni 1896 führt die Schleußiger Straßenbahntrasse entlang dieses Westabschnitts der heutigen Straße. Sie biegt, von der Westvorstadt aus dem Klingerweg kommend, in die Straße ein und führt westwärts bis zur Könneritzstraße, in die sie nach Süden abbiegt.
1897 – Digitalisat der SLUB
Der Ostteil der Straße wurde ab 1896 zur Erschließung des Geländes der für 1897 geplanten Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897 als schnurgerade Allee angelegt. Er führte von der Karl-Tauchnitz-Straße über die erst 1901 so benannte Sachsenbrücke zur großen Ausstellungshalle.
Die neue Straße wurde am 25. April 1896 als König-Albert-Allee benannt. Dies wurde am 26. Mai 1896 bekannt gegeben (vgl. Bekanntmachung im Leipziger Tageblatt vom 30. Mai 1896, Seite [5]). Mit dieser Benennung wurde erneut der Fürst Albert von Sachsen (1828–1902) geehrt, der seit 1873 König von Sachsen war. – Nach dem Abbruch der Ausstellungshalle wurde die König-Albert-Allee bis zum Nonnenweg verlängert, so dass der mittlere Abschnitt der heutigen Straße entstand.
Allerdings konnten bisher keinerlei Nachweise gefunden werden, ob überhaupt (und wenn ja: wann?) der älteste Abschnitt zwischen Könneritzstraße und Nonnenweg namentlich an die König-Albert-Allee angeschlossen wurde. Im Leipziger Adreßbuch 1905 endet der Straßenname »König-Albert-Allee« an der Rödel, ab Jahrgang 1906 sogar schon am Nonnenweg! Offensichtlich hatte dieser Straßenabschnitt noch immer keinen Namen.
Bei der politischen Massenumbenennung vom 9. Juli 1947, die am 15. Juli 1947 in Kraft trat, erhielt die König-Albert-Allee den Namen Anton-Bruckner-Allee. Damit wird an den Komponisten Anton Bruckner (1824–1896) erinnert. Die Wahl des neuen Straßennamens ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Der Name des umliegenden Parks wurde einfach von König-Albert-Park auf Albertpark verkürzt (aus der König-Johann-Straße wurde die Johannstraße), bei der König-Albert-Allee musste aber offensichtlich ein ganz neuer Name gefunden werden. Auch war der neue Namenspatron kein Unbekannter: bereits 1935 diente er den Nationalsozialisten als Ersatz für den als »Juden« verschrieenen Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847). Nachdem aber die Anton-Bruckner-Straße wieder Mendelssohnstraße hieß, wurde Bruckners Name erneut als Ersatz für eine politisch missliebige Person missbraucht.
Leipziger Adreßbuch 1949, Teil IV, S. [5]
Diese Umbenennung galt wohl nur für den östlichen und mittleren Abschnitt der Straße, denn das »Amtliche Verzeichnis der Straßen, Gassen und Plätze« des letzten Leipziger Adreßbuchs 1949 kennt nur drei Abschnitte in der Äußeren Westvorstadt, aber keinen in Schleußig. Wann das älteste Teilstück zwischen Könneritzstraße und Klingerweg zur Anton-Bruckner-Allee gekommen ist, konnte bisher nicht ermittelt werden.
Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung der Stadt Leipzig zum 18. März 1992 wurde die Straße auf die statistischen Bezirke 032, 040 und 500 in den Ortsteilen 03 Zentrum-Süd, 04 Zentrum-West und 50 Schleußig verteilt. Seitdem hat sich der Anteil »Schleußigs« an der Straße von 40 Meter (3%) auf 580 Meter (50%) vervielfacht.
Die Anton-Bruckner-Allee gehört zwischen Könneritzstraße und Klingerweg zum Hauptstraßennetz der Stadt Leipzig. Zwischen Klingerweg und Herzliyaplatz ist sie für Kraftfahrzeuge gesperrt.
Quellen
- Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen (Hrsg.): Verzeichnis Leipziger Straßennamen. PDF, Redaktionsschluss Dezember 2018. Ohne Ort, ohne Jahr, ohne Paginierung. S. [282] – Hier fehlt jeder Hinweis auf die politische Komponente der Umbenennung an sich und insbesondere der Wahl des neuen Namenspatrons. Auch wird die Straße als Ganzes betrachtet (nur je ein Datum für Erst- und Umbenennung) und so der Eindruck erweckt, auch der Westteil der Straße wurde 1896 be- und 1947 umbenannt.
- Topographische Karte (Äquidistantenkarte) Sachsen, bearbeitet im topographischen Bureau des Königlichen Generalstabes. 1879. – Digitalisat