Antonienstraße

Die Antonienstraße ist eine wichtige Verbindungsstraße im Leipziger Stadtteil Klein­zschocher. Sie liegt auf der Gemarkung Klein­zscho­cher und hat den amtlichen Straßenschlüssel 05074.

Die 2.260 m lange Straße beginnt am westlichen Brückenlager der Schleußiger Brücke über die Weiße Elster (Gemarkungsgrenze zu Schleußig, am gegenüber liegenden Brückenlager beginnt die nach Osten führende Rödelstraße und endet die von Nordosten kommende Könneritzstraße) und führt selbst in westnordwestliche Richtung, wobei sie zunächst einige Meter südlich parallel zur Weißen Elster verläuft, nimmt in diesem Abschnitt die von Süden aus Groß­zscho­cher kommende Küchenholzallee (Rad-/Fußweg) auf und führt von hier ab geradlinig und kreuzungsfrei auf einen Straßenstern, in den außerdem die von Norden kommende Erich-Zeigner-Allee (ursprünglich »Elisa­beth­allee«), der von Süden kommende, aber verkehrsmäßig abgebundene Kantatenweg (ursprünglich »Schloßweg«) und die von Südwesten kommende Altranstädter Straße (ursprünglich »Schleußiger Weg«) einmünden. Von hier aus führt die Antonienstraße weiter in westnordwestliche Richtung, nimmt die von Norden kommende Einsteinstraße (ursprünglich »Halskestraße«) auf, kreuzt die Klarastraße und führt auf einen weiteren Straßenstern, der inoffiziell »Adler« genannt wird, und in den außerdem die von Nordnordosten kommende Zscho­cher­sche Straße (hier ursprünglich nördlicher Teil der »Plagwitzer Straße«), die von Süd­osten kommende Windorfer Straße (ursprünglich »Hauptstraße«) und die nach Südwesten führende Dieskaustraße (hier ursprünglich südlicher Teil der »Plagwitzer Straße«) einmünden.

Vom »Adler« aus führt die Antonienstraße geradlinig in westliche Richtung. Dabei nimmt sie die von Norden kommenden Wachsmuthstraße, Wendlerstraße und Gerhardstraße auf, kreuzt die Gießerstraße und die Klingenstraße. Im Abschnitt zwischen Gerhard- und Gießerstraße bildet die Antonienstraße den Südrand des so genannten »Gießerplatzes«. Auf den beiden langen Antonienbrücken überquert die Antonienstraße nun die Plagwitz – Gaschwitzer Eisenbahn und die Zeitzer Eisenbahn. Zwischen den beiden Brücken führt eine schmale, namenlose Straße nach Norden in das Eisenbahngelände. Am westlichen Brückenlager nimmt die Antonienstraße die von Süden kommende Diezmannstraße auf und führt selbst, nun vierspurig, geradlinig und kreuzungsfrei weiter nach Westen, wo sie schließlich in die Brünner Straße (ursprünglich: »Brnoer Straße«) mündet. Die geradzahligen Hausnummern befinden sich auf der nördlichen Straßenseite. Seit dem 1. Juli 1993 gehört die Straße zum Postleitbezirk 04229.

Der heutige Straßenzug besteht aus mehreren unterschiedlich alten Abschnitten. Der älteste Teil ist der östliche Abschnitt zwischen der Schleußiger Brücke und der Altranstädter Straße, der dem alten Verbindungsweg zwischen den Dörfern Klein­zscho­cher und Schleußig folgt und ursprünglich Schleußiger Weg hieß; die heutige Altranstädter Straße war ebenfalls ein Teil dieses Wegs. Am heutigen Straßenstern begannen bereits früher die Fußwege zum Schloß Kleinzschocher (heute: Kantatenweg) sowie zum Dorf Plagwitz (heute: Erich-Zeigner-Allee), lediglich die heutige Verbindung zum »Adler« fehlte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. – Westlich des heutigen »Adlers«, damals an der Einmündung der Hauptstraße in die Plagwitzer Straße, führte schon früher ein Weg geradlinig nach Westen, der jedoch am Klingenweg1) endete.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde das mittlere Teilstück der Straße angelegt, das den Schleußiger Weg am Straßenstern mit der Plagwitzer Straße verband. Am 28. Oktober 1890 wurde (noch vor der Eingemeindung) beschlossen, dem neuen Teilstück der Straße (zwischen Elisabethallee und »Adler«) den Namen Antonienstraße (Antonienſtraße)? zu geben. Damit wird an Antonie von Kreutzburg (1838–1892) erinnert, die eine Tochter des Besitzers des Ritterguts Klein­zscho­cher Christian Bernhard von Tauchnitz (1816–1895) war; die Klara­straße und die Elisa­beth­allee wurden in gleicher Weise benannt.


Straßenbahnen 19142)

Am 22. Juni 1896 nahm die (rote) Leipziger Elektrische Straßenbahn die Groß­zscho­cher­sche Straßenbahntrasse in Betrieb, die am Süd­ende der Könneritzstraße in Schleußig beginnt, den östlichen Teil des Schleußiger Wegs und die Antonienstraße bis zum »Adler« befährt. Hier bog sie nach Süden in die Plagwitzer Straße ab.

Am 28. Oktober 1897 nahm die konkurrierende (blaue) Große Leipziger Straßenbahn ihre Klein­zscho­cher­sche Straßenbahntrasse in Betrieb, die aus der nördlichen Plagwitzer Straße kam, die heutige Antonienstraße und die Groß­zscho­cher­sche Straßenbahntrasse kreuzte (!) und in die Hauptstraße einbog.


Leipziger Tageblatt 5. Januar 1898, S. 5 

Leipziger Tageblatt vom 1. Januar 1908, Seite 6 

Am 10. November 1897 wurde beschlossen, das als »Straße 1« geplante neue Teil­stück westlich des »Adlers« zur Antonienstraße zu ziehen. Gleichzeitig erhielten auch die Gerhard-, Limburger- und Siemens­straße ihre Namen.

Als am 11. Mai 1907 mit Wirkung vom 1. Januar 1908 beschlossen wurde, das südwestliche Teilstück des »Schleußiger Wegs« in »Altranstädter Straße« um­zubenennen, wurde gleichzeitig das östliche Teilstück mit zur Antonienstraße gezogen.

In Folge der Übernahme der Leipziger Elektrischen Straßenbahn durch die Große Leipziger Straßenbahn zum 1. Januar 1917 wurde im Mai 1918 am »Adler« die geradlinige Verbindung zwischen der nördlichen Klein­zscho­cher­schen Straßen­bahn­trasse in der Zscho­cher­schen und der südlichen Groß­zscho­cher­schen Straßen­bahntrasse in der Dieskaustraße durch den Einbau entsprechender Weichen hergestellt und die Straßenbahntrasse in der Windorfer Straße stillgelegt.

Am 2. Dezember 1928 wurde durch die Große Leipziger Straßenbahn die Meyers­dorfer Straßenbahntrasse in Betrieb ge­nommen, die am »Adler« beginnt und weiter entlang des westlichen Abschnitts der Antonienstraße bis zur Diezmannstraße führt, in die sie nach Süden einbiegt. Sie war zunächst direkt an die östliche Groß­zscho­cher­sche, später durch eine zweigleisige Kurve auch an die nördliche Klein­zscho­cher­sche Straßenbahntrasse angeschlossen.

Vom 29.07.1938 bis zum 24.03.1972 führte die Obus-Strecke (Linie A) entlang der Antonienstraße. Sie kam von der Schleußiger Brücke und endete zunächst am »Adler« mit einer Wendeschleife, die durch die Windorfer und Klarastraße führte. Zwischen »Adler« und Diezmannstraße lag nur eine Behelfsfahrleitung, die zum Einrücken der Obusse diente. Am 09.12.1942 wurde die Obusstrecke weiter nach Westen verlängert. Sie verließ die Antonienstraße nun am Gießerplatz nach Norden. Danach wurde die Behelfsfahrleitung zur Diezmannstraße demontiert.

Zwischen Sommer 1968 und Ende 1970 wurden die beiden Antonienbrücken er­neuert, so dass die Antonienstraße in diesem Bereich gesperrt war.

Ende der 1970er Jahre wurde im Zusammenhang mit der Errichtung des Neubaugebiets Grünau der neue westliche Abschnitt der Antonienstraße zwischen Diezmannstraße und Brnoer Straße angelegt.

Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung zum 18. März 1992 wurde die Antonienstraße zur Grenze zwischen drei Ortsteilen: die Nordseite kam östlich der Zeitzer Eisenbahn zum Ortsteil Plagwitz (Hausnummern 2–50), westlich davon zum Ortsteil Neulindenau (unbebaut), die Südseite wurde komplett dem Ortsteil Kleinzschocher (Hausnummern 1–61) zugeordnet.

Seit dem 1. April 1995 gehört der auf der südlichen Seite der Antonienstraße liegende Abschnitt zwischen Dieskau- und Altranstädter Straße zum Sanierungsgebiet Klein­zscho­cher.

Seit dem 30. April 2010 gehören die Grund­stücke mit den Haus­nummern 24–50 zum Erhaltungs­gebiet »Gießer­platz und Umgebung«.


 1) in diesem mittleren Abschnitt seit 1873 durch das Eisenbahngelände überbaut; im Süden heute: Rolf-Axen-Straße
 2) Bildquelle: Digitalisat der SLUB – Der Stadtplan ist dort falsch mit »1930« datiert. Tatsächlich zeigt er einen Zustand, der zwischen dem 15. Juli 1914 (Benennung der Turmgut­straße) und 12. August 1914 (Einstellung der »grünen« Omnibus­linien) bestand.
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