Plagwitzer Straßenbahntrasse


Lage im Straßenbahnnetz

Die Plagwitzer Straßenbahntrasse wurde im Jahr 1872 von der Leipziger Pferde-Eisenbahn zur Er­schlie­ßung der Leipziger Westvorstadt sowie der Ge­meinden Plagwitz und Lindenau angelegt.

Die Trasse zweigte ursprünglich an der Schloß­brücke von der Ring-Straßenbahntrasse ab und führte entlang der Weststraße (heute z. T. Friedrich-Ebert-Straße) zunächst in westliche, dann in nördliche Richtung. Am heutigen Westplatz (Ost-Ende der ehemaligen Plagwitzer Straße) biegt sie in die Käthe-Kollwitz-Straße ein, befährt diese auf ihrer gesamten Länge, überquert auf der Klinger­brücke das Elsterflutbett (hier ursprünglich Pleißeflutbett) und auf der Plagwitzer Brücke die Weiße Elster und führt nun entlang der Karl-Heine-Straße (hier ursprünglich: »Leipziger Straße«) weiter nach Westen. An der Kreuzung (»Felsenkeller«) mit der heutigen Zscho­cher­schen Straße endete der erste, zunächst 4 137 Meter lange Abschnitt der Trasse.

Die Plagwitzer Straßenbahntrasse wurde am 4. Juni 1872 mit einer Pferde­bahnlinie eröffnet, die später eine weiße Kreisscheibe mit grünem Rand als Liniensymbol erhielt. Die Linie begann in Leipzig zunächst am Obstmarkt (heute Teil des Martin-Luther-Rings).

Am 21. Oktober 1872 wurde die Linie entlang der Ring-Bahntrasse vom Obstmarkt bis zum Augustusplatz verlängert, um bessere Umsteige-Möglichkeiten zu schaffen.

Am 22. September 1872 wurde die Plagwitzer Straßenbahntrasse entlang der heutigen nördlichen Zschocherschen Straße bis zum Gasthof »Drei Linden« in Lindenau verlängert.

Nach der Inbetriebnahme des Depots Plagwitz im Jahr 1882 wurde die Plagwitzer Straßenbahntrasse entlang der Albertstraße (heute westlicher Teil der Karl-Heine-Straße) zum neuen Depot verlängert. Hier endete auch die aus der Lindenauer Straßenbahntrasse (Turnerstraße [heute: GutsMuthsstraße] und Heinestraße [heute zur Merseburger Straße]) kommende Linie Thonberg – Lindenau (grüne Kreisscheibe mit weißem Punkt).

Am 11. Juni 1884 wurde die Plagwitzer Linie mit der bisher ebenfalls am Augustusplatz endenden Linie entlang der Neuschönefelder Straßenbahntrasse verbunden, so dass nun eine durchgehende Verbindung zwischen Plagwitz und der Leipziger Ostvorstadt bestand.

Am 14. Mai 1887 wurde die Gegen-Endstelle der Plagwitzer Linie bis zum heutigen Torgauer Platz vorgezogen.

Am 31. Oktober 1896 wurde auf der Plagwitzer Straßenbahntrasse durch die (blaue) Große Leipziger Straßenbahn der elektrische Straßenbahnbetrieb aufgenommen.

Ebenfalls am 31. Oktober 1896 wurde die Plagwitzer Straßenbahntrasse entlang der Karl-Heine-Straße, wo sie auf der König-Albert-Brücke den Karl-Heine-Kanal überquert, und der südlichen Friedrich-August-Straße (heute: Engertstraße) weiter nach Westen verlängert; sie endete nun an einer Kuppelendstelle zwischen den beiden Plagwitzer Bahnhöfen der Königlich Preußischen (Zeitzer Eisenbahn) und Königlich Sächsischen (Gaschwitzer Eisenbahn) Staats-Eisenbahnen. Hierher führte aber nur die alte Plagwitzer Linie; die Lindenauer Linie endete weiterhin am Depot Plagwitz.

S

Am 19. Januar 1901 wurde das bisherige Liniensymbol auf der Plagwitzer Straßenbahntrasse durch den Buchstaben »S« ersetzt (die Gegen-Endstelle war Volkmarsdorf / Sellerhausen), zunächst grün auf der weißen Kreisscheibe mit grünem Rand, ab Mai 1906 schwarz auf weißer Kreisscheibe. Die im Depot Plagwitz endende Linie zum Südfriedhof erhielt den Buchstaben »F« (wie Friedhof), zunächst weiß auf der grünen Kreisscheibe, später schwarz auf weiß.

Am 13.01.1914 wurde die Gegen-Endstelle der Linie »S« an das Ost-Ende der Eisenbahn­straße (Höhe Portitzer Straße) nach Sellerhausen verlängert.

Nach der Übernahme der Leipziger Elektrischen Straßenbahn durch die Große Leipziger Straßenbahn zum 1. Januar 1917 wurden die Liniensymbole vereinheitlicht; die bisherige Linie »S« Plagwitz – Sellerhausen erhielt am 1. Januar 1920 die Nummer 2. Die am Depot Plagwitz endende Lindenauer Linie »F« zum Südfriedhof wurde seit 7. Februar 1917 in die Neulindenauer Straßenbahntrasse verschwenkt, die Gleise in der südlichen Merseburger Straße und GutsMuthsstraße wurden im Linienverkehr bis 1960 nicht mehr befahren.

Am 3. Januar 1949 wurde die Linie »23«, die aus Taucha kommend bisher am Hauptbahnhof endete, auf der Plagwitzer Straßenbahntrasse bis nach Plagwitz verlängert. Gleichzeitig wurde die Linie »2« von Sellerhausen / Portitzer Straße bis nach Paunsdorf verlängert.

Am 1. März 1951 wurde die Linie »2« im Osten bis nach Engelsdorf verlängert.

Am 30. Juni 1959 wurde die Gleisschleife Plagwitz in Betrieb genommen, die die bisherige Kuppelendstelle als westlichen Endpunkt der Plagwitzer Straßenbahntrasse ablöste.

Vom 15.06.1960 bis 14.12.1961 war der mittlere Abschnitt der Plagwitzer Straßenbahntrasse zwischen Klingerweg und Merseburger Straße (wegen Arbeiten an der Plagwitzer Brücke) gesperrt; die Linien 2 und 23 wurden letztmalig über die Lindenauer Straßenbahntrasse (Gutsmuths-/ Merseburger Straße) umgeleitet.

Zwischen März und August 1964 wurde die Plagwitzer Straßenbahntrasse südöstlich des Westplatzes in ihren heutigen Verlauf entlang Friedrich-Ebert-Straße und Karl-Tauchnitz-Straße verschwenkt.

Nach dem Einbau einer zweigleisigen Verbindungskurve am »Felsenkeller« von der nördlichen Kleinzschocherschen Straßenbahntrasse in die westliche Plagwitzer Straßenbahntrasse am 28.07.1967 wurde der südliche Teil der Lindenauer Straßenbahntrasse am 03.10.1967 stillgelegt und ihre Anbindung an die Plagwitzer Straßenbahntrasse abgebaut.

Am 01.06.1969 wurde die Linie »23« Plagwitz – Taucha eingestellt; gleichzeitig wurde die vom Südfriedhof kommende Linie »25« in die Plagwitzer Straßenbahntrasse verschwenkt.

Am 01.08.1973 wurde die Linie »25« Plagwitz - Südfriedhof eingestellt und eine Verstärkungslinie »2E« Plagwitz – Sellerhausen eingerichtet.

Am 01.10.1974 wurde die Gegen-Endstelle der Linie »2« von Engelsdorf nach Paunsdorf zurückgezogen.

Am 29.09.1980 wurde die Linie »12« eingerichtet, die von der Gleisschleife »Deutscher Platz« nach Plagwitz verkehrte. Ab 29.11.1982 wurde Linie 12 nach Schönau (»Grünau-Nord«) verschwenkt.

Anfang der 1980er Jahre gab es vernünftige Pläne, die Plagwitzer Straßenbahntrasse weiter nach Westen zu verlängern, indem sie weiter entlang der Karl-Heine-Straße und der Saalfelder Straße bis zum Bushof Lindenau geführt wird und dort in die Neulindenauer Straßenbahntrasse mündet (mit Weiterführung nach Schönau oder Miltitz). Dieses kurze Verbindungsstück würde die Fahrzeit nach Westen verkürzen (die kurvenreiche Durchquerung des Lindenauer Ortskerns entfiele) und auch Umleitungen für die Lindenauer Linien ermöglichen. – Leider wurden diese Pläne nicht realisiert.

Am 02.06.1991 wurde die Gegen-Endstelle der Linie »2« nach Anger-Crottendorf verlegt.

Am 29.05.1994 begann die bewusste Verödung der Plagwitzer Straßenbahntrasse durch die LVB: die letzte verbliebene Linie »2« wurde im Spät- und Wochenendverkehr durch die Buslinie »52« mit ständig wechselnden Gegen-Endstellen im östlichen Umland (Mölkau, Engelsdorf, Baalsdorf) »ersetzt«.

Nach der Stilllegung der Crottendorfer Straßenbahntrasse am 29.08.1997 hatte die Werktagslinie »2« ihre Gegen-Endstelle an der Gleisschleife »Deutscher Platz«.

Haltestellen
Nr. Name Linien
0005 Neues Rathaus  2   8 
89
0205 Westplatz  1   2   8 
0206 Marschnerstraße  1   2   14 
0227 Nonnenstraße  14 
0228 Felsenkeller  3   14 
74
0229 Karl-Heine-/ Merseburger Str.  14 
0230 Karl-Heine-/ Gießerstraße  14 
0231 S-Bahnhof Plagwitz  14 
60

Seit der Netzreform der LVB vom 27.05.2001 verkehrt auf der Plagwitzer Straßenbahn­trasse nicht mehr, wie seit über 80 Jahren, die Linie »2«, sondern (bis 23.08.2003 ebenfalls nur im Tagesverkehr) die neue blaue Linie »14« (mit der Gegen-Endstelle Eutritzsch / Krankenhaus St. Georg). Im Spät- und Wochenendverkehr führten die Buslinien »72« und »73« über die Endstelle Plagwitz hinaus bis zum Bushof Lindenau. Am 24.08.2003 wurden diese Buslinien zum Hauptbahnhof zurückgezogen; die Linie »14« verkehrt nun wieder an jedem Tag – allerdings als einzige Leipziger Straßenbahnlinie nur in einem 20-Minuten-Takt.

Die Liniennummer »14« ließ (wie auch bei den inzwischen eingestellten »13« und »18«; die Liniennummern »15« und »16« können auf die extra frei gelassenen »5« und »6« verkürzt werden) allerdings den Plan der LVB erkennen, die Linie demnächst einzustellen und den Westteil der Plagwitzer Straßenbahntrasse stillzulegen.

Im Jahr 2007 schlug die LVB der Stadt vor, den Straßenbahnverkehr westlich des Klingerwegs (Karl-Heine-Straße) im Spätsommer 2007 einzustellen und die Trasse westlich des »Felsenkellers« ganz stillzulegen. Dies wurde jedoch abgelehnt und die Strecke im Nahverkehrsplan dauerhaft verankert.

Mit dem Fahrplanwechsel am 14.12.2008 wurde die Gegen-Endstelle der Linie »14« von Eutritzsch/Krankenhaus zum Hauptbahnhof/Westseite zurückgezogen. Ab 11. Dezember 2011 »endet« sie auf dem Innenstadtring, den sie im Uhrzeigersinn befährt: Westplatz – Gottschedstraße – Goerdelerring – Hauptbahnhof – Augustusplatz – Wilhelm-Leuschner-Platz – Neues Rathaus – Westplatz. Den unattraktiven 20-Minuten-Takt behielt sie zunächst.

Seit Dezember 2013 verkehrt die Linie »14« (als einzige im Leipziger Straßenbahnnetz) in einem 15-Minuten-Takt, alle anderen Linien haben einen 10-Minuten-Takt.

Anfang 2018 wurden Pläne bekannt, das Spinnereigelände in Lindenau ab Dezember 2018 durch eine neue Bus­linie 64 Hauptbahnhof–Spinnerei zu erschließen. Zwar wurde noch keine Linienführung veröffentlicht, aber die kürzeste Verbindung würde exakt dem Verlauf der Linie 14 folgen. Da bisher der »Parallelverkehr« von Bahn und Bus verteufelt wurde, lässt dies auf erneute Stilllegungspläne für die Straßenbahnstrecke durch die Karl-Heine-Straße schließen.

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