Amt für Statistik und Wahlen: Verzeichnis Leipziger Straßen­namen.

Anfang 2019 veröffentlichte das Amt für Statistik und Wahlen der Leipziger Stadt­verwaltung ein 8,5 Megabyte großes PDF-Dokument
https://www.leipzig.de/fileadmin/.../Leipziger_Strassennamen.pdf,
bei dem es sich um eine nicht redaktionell bearbeitete Fortschreibung älteren Materials handelt. Zu (fast) allen benannten Straßen und Plätzen werden auf je einer Seite Informationen über Zeitpunkt und Anlass der Benennung sowie zum Namen selbst gegeben. Als Redaktionsschluss (der »nicht redigierten Fassung«!) wurde Dezember 2018 angegeben.

Da die letzte gedruckte Veröffentlichung, das »Lexikon Leipziger Straßennamen«, Verlag im Wissenschaftszentrum, Leipzig 1995, schon recht alt ist (die massenhaften Um­benennungen nach den Eingemeindungen 1999/2000 konnten dort natürlich nicht berücksichtigt werden), und aktuelle Veröffentlichungen (zum Beispiel die Stadtteil­lexika von ProLeipzig) dieses Thema komplett ausklammern, ist die nun vorliegende Publikation sehr zu begrüßen. Dennoch bedarf sie aus meiner Sicht einiger kritischer Hinweise und Kommentare, die nachfolgend ohne Anspruch auf Vollständigkeit aufgelistet werden:

  1. Etikettenschwindel: es handelt sich »nur« um ein Verzeichnis der Namen jetziger Leipziger Straßen. Zu einem tatsächlichen Verzeichnis Leipziger Straßennamen fehlen sämtliche Namen von Straßen, die nie gebaut wurden (aber schon benannt waren), und alle Namen, deren Straßen inzwischen eingezogen und überbaut wurden. Diese sind aber für das Verständnis von Umbenennungen unverzichtbar: Beispielsweise musste die Gohliser Anton­straße nur deshalb umbenannt werden, weil es in der Ostvorstadt bereits eine Antonstraße gab. Da diese aber inzwischen überbaut wurde und keine Aufnahme in das »Verzeichnis« fand, wird der damalige Sachgrund der Umbenennung verschleiert.
  2. Die Angabe der 1992 eingeführten Orts­teile ist a) überflüssig (die aktuellen Straßen­namen sind eindeutig) und b) nicht sachgerecht, da die Straßen in den ehemaligen Gemeinden, den jetzigen Stadtteilen, benannt wurden, die Ortsteile aber ganz andere Grenzen haben. So wird beispielsweise bei der Comenius­straße (S. [595]) der Orts­teil Neustadt-Neuschönefeld angegeben (was der unbedarfte Leser als Zusammenschluss der Stadtteile Neustadt und Neuschönefeld liest), die Straße liegt aber in den Stadt­teilen Reudnitz und Volkmars­dorf. Das Problem: in drei dieser vier Stadtteile gab es eine Schul­straße (außer in Neustadt) – welche ist hier gemeint? Der Ortsteilname legt die Neuschönefelder Schulstraße nahe, das ist aber falsch.
  3. Die einzelnen Seiten sind nicht nummeriert; ordnungsgemäßes Zitieren wird damit (obwohl ausdrücklich gefordert!) unmöglich. Im Folgenden benutze ich in eckigen Klammern [ ] die Seiten­zählung meines PDF-Anzeige­programms – andere Programme können anders zählen (zum Beispiel bezüglich Titel­blatt und Vorwort).
  4. Die alphabetische Ordnung verstößt gegen DIN 5007 Teil 1, die für Wort­listen die Behandlung der Umlaute ä, ö, ü als Grund­buchstabe a, o, u fordert. Stattdessen werden hier die Umlaute wie ae, oe und ue behandelt, was nur für Personen­listen (z. B. Telefon­bücher) zulässig ist. Das Auf‌finden der Straßen wird damit erschwert; jedenfalls erwartet kein unbedarfter Nutzer die »Königstein­straße« im Alphabet vor der »Kohlen­straße«.
  5. Am 23. August 2017 wurde die Rats­versammlung über die »Auf­nahme der Bezeichnung« des Kurt-Reinicke-Platzes (Straßen­schlüssel 05418) informiert. Dennoch fehlt der Straßen­name hier völlig. – Auch den schon 2005 benannten Kleinmesse­platz sucht man vergeblich.
  1. Auf Seite [4] wird für den Namen der Aachener Straße ein »militaristischer bzw. revanchistischer Ursprung« behauptet und die Umbenennung um 1950 vermisst. – Allerdings fehlt eine solche Behauptung für die am gleichen Tag und gleicher Be­gründung (Jahr­tausendfeier der Rheinlande) benannte Mainzer Straße (Seite [1779]) ebenso wie bei der benachbarten Coblenzer Straße (Seite [588]). Es ist wohl davon auszugehen, dass beim Themenkreis »Rhein­lande« kein solcher Hintergrund vorliegt und der anonyme Autor unbegründet politisiert.
  2. Dafür wird bei der Abrahamstraße (Seite [5]) der eindeutig politische Charakter der Umbenennung verschwiegen: bei den Um­benennungen 1934/1935 sollten jüdische Namen aus dem Stadtbild verschwinden, was unter anderem auch die David-, Eitingon-, Jadassohn-, Mendelssohn-, Plaut- und Simson­straße betraf.
  3. Auf Seite [6] fehlt die Erläuterung des Straßennamens Rothe­platz, insbesondere die Benennung nach Ludwig Rothe. – Alle einschlägigen Darstellungen kennen die hier »Auenpark« genannte Anlage nur als Abtnaundorfer Park.
  4. Auf Seite [11] fehlt die Auszeichnung des Rufnamens »Louise« der Gottschedin. Dann würde nämlich auffallen, dass der Straßenname Adelgunde-Gottsched-Weg einen der Vornamen benutzt, der nicht der Rufname ist – ganz sicher ein Alleinstellungs­merkmal dieser Straße, die eigentlich Louise-Gottsched-Weg heißen müsste.
  5. Die Adenauerallee (Seite [12]) bildet nicht die »Nordtangente Schönefelds«, sondern markiert vielmehr den Südrand der Schönefelder Bebauung. Der Planungs­name lautete Nordtangente Schöne­feld (ohne Genitiv-s!) und meinte vielleicht »Nord­tangente nach Schönefeld« oder »Schönefelder Abschnitt der [größer geplanten] Nord­tangente«, jedenfalls nicht die Lage innerhalb Schönefelds. – Die Angabe »Rohrteich­straße [Teilstück]« ist unklar. Jedenfalls ist die ganze Adenauer­allee keine Abspaltung von der Rohrteich­straße, vielmehr wurde der Westteil der Rohrteich­straße (von der ein Teil bis 1934 Rohrteich­platz hieß) in Adenauer­allee umbenannt, ein Teil der Rohrteich­straße aufgehoben, ein Teil der Adenauer­allee völlig neu errichtet.
  6. Auf Seite [36] wird als ein Vorgänger­name der Albrechts­hainer Straße eine »Otto-Ring­pfeil-Straße« behauptet. Das als Quelle angegebene Leipziger Adreß­buch 1947 nutzt aber Gustav-Ringpfeil-Straße ebenso wie spätere Stadtpläne. Die Vermutung eines einfachen Schreib­fehlers wird dadurch erschwert, dass direkt anschließend eine Kurz­biographie zu »Otto« Ringpfeil geliefert wird.
  7. Auf Seite [40] ist das Geburtsjahr von Alexis Schumann falsch mit »1844« angegeben. Richtig ist 1849. – Der bestehende Orts­bezug, dass nämlich die Andreas­kirche auf dem Alexis-Schumann-Platz stand, wird nicht erklärt.
  8. Auf Seite [400] wird der Vorsatz »Berg-« bei der Berggartenstraße als »typischer Wustmann« abgetan, da es »weit und breit keinen Berg« gäbe. Allerdings zeigen ältere Karten durchaus auf­fällige Gelände­strukturen, die vielleicht erst im Zuge der Anlage der Eisenbahnen oder bei der Bebauung verschwanden. Auch erhielt das benachbarte »Berg­gäßchen«, das 1903 im Schillerweg aufging, seinen Namen schon 1859, da war Gustav Wustmann gerade 15 Jahre alt und hatte noch keinen Einfluss auf Straßen­namen. – Ein Benennungs­datum des Vorgänger­namens »Garten­straße« wird nicht angegeben; jedenfalls findet sich dieser Name schon in einem Adress­buch von 1863.
  9. Die Bergstraße (Seite [402]) wurde erst nach 1880 quer durch die Rietzschke­aue angelegt, da war das Berggut bereits abgebrannt. Wäre sie nach dem Berggut benannt, hieße sie »Berggut­straße«. – Unklar bleibt, warum das Gemeinschafts­projekt der Landgemeinden Reudnitz und Volkmars­dorf verschiedene Namen erhielt und wer oder was »Borvitz« war. Ebenso unklar, warum 1892 die beiden Abschnitte doch vereinigt wurden; Namensgleichheit kann nicht der Grund gewesen sein: es gab keine andere Borvitzstraße.
  10. Auf Seite [447] zur neuen Bleichert­straße fehlt der Hinweis, dass bis 1963 eine ganz andere Straße in Gohlis diesen Namen trug: die heutige Wilhelm-Sammet-Straße. – Der Vorgänger­name »Leichenweg« war nie offiziell; der Vorgängername »Kirchweg« fehlt 1872 auf Eberts Karte und erscheint auch 1880 noch nicht im Adress­buch, als Gohlis längst eine eigene Kirche hatte.
  11. Auf Seite [454] fehlt das Schicksal der beiden Teil­stücke der Blumenstraße. Während die »Untere Blumen­straße« zur heutigen Blumen­straße wurde, erhielt die »Obere Blumen­straße« 1904 den Namen Elsbeth­straße.
  12. Auf Seite [480] wird zur Namens­geschichte der Bothe­straße ohne Quellen­angabe die Erst­benennung »1865« behauptet. Die gründlichste Quelle, Hötzel/‌Kürschners Straßennamen in Gohlis, kennt aber keine Benennungs­unterlagen, sondern nur die Nichterwähnung 1863 und die Ersterwähnung 1866. »1865« kann sein, ebenso wäre aber auch Ende 1863, 1864 oder Anfang 1866 möglich. – Die Umstände der Umbenennung 1891 in Johann-Georg-Straße (Namens­gleichheit zur Südvorstadt, Orts­bezug zum Infanterie­regiment in Möckern) werden ebenso wenig erwähnt wie die Tatsache, dass der Prinz nicht nur geboren wurde, sondern schon 80 Jahre vor Redaktions­schluss verstarb. – Die Umstände der erneuten Umbenennung 1947 (politische Miss­liebigkeit des Adligen und/oder Militärs) scheinen nicht der Erwähnung wert.
  13. Auf Seite [481] fehlt der Vorgängername der Bowman­straße. Zwar wird aus­geführt, dass 2016 der »Straßenabschnitt zwischen Jahnallee und Zschochersche Straße« umbenannt wurde, aber nicht, zu welcher Straße dieser Abschnitt eigentlich gehörte. Es war die Lützner Straße (vgl. Seite [1756], wo die Abspaltung der Bowman­straße fast drei Jahre vor Redaktions­schluss aber auch noch völlig unbekannt ist).
  14. Auf Seite [504] fehlt der Hinweis, dass die 1933 beschlossene Verlängerung der Bremer Straße (Anschluss der Straße 6) nie gebaut wurde (ebenso wenig wie die umliegend geplante Hildes­heimer Straße oder der Wolfen­bütteler Weg); hier befindet sich heute die Kleingarten­anlage Neu-Gohlis.
  15. Die Comeniusstraße (Seite [595]) wurde in der Gemeinde Reudnitz als Schulstraße benannt und 1906?/1907 nach Volkmarsdorf verlängert. Der angegebene Ortsteil »Neustadt-Neuschönefeld« verschleiert diese Tatsachen. Für die Umbenennung 1892 gab es einen Sachgrund: die Namensgleichheit mit der Schulstraße in der Innenstadt. – Die Schulstraße von Neuschönefeld (und Volkmarsdorf) war die spätere Martha­straße im gleichen Ortsteil, die 2006 entwidmet wurde und hier leider gar nicht behandelt wird.
  16. Auf Seite [662] wird zur Dinterstraße der Vorgängername »Quer­straße in Leipzig-Gohlis« behauptet. Das ist definitiv falsch: bei der Eingemeindung von Gohlis nach Leipzig zum 1. Januar 1890 existierte die Straße noch nicht. In der Gemeinde Gohlis trug aber die heutige Kasseler Straße bis 1876 den Namen »Querstraße«. – 1899 wurde das Teilstück direkt an der Schule (zwischen Virchow- und Lützow­straße) benannt, 1911 wurde der Abschnitt zwischen Lützow- und Geibel­straße und 1934 der Abschnitt zwischen Geibel- und Delitzscher Straße hinzugezogen.
  17. Die Dürrenberger Straße (Seite [707]) wurde 1899 sicher nicht nach der »Stadt Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt« benannt, da das Dorf Dürrenberg damals weder Stadt noch Bad war und auch Sachsen-Anhalt erst 48 Jahre später erfunden wurde.
  18. Auf Seite [684] wird zum Vorgänger­namen Ewaldstraße der Dornbergerstraße die Benennung nach »Conrad Ewald Graf von Kleist, letzter Besitzer des Volkmars­dorfer Bergguts« behauptet. Der hieß allerdings Conrad Adolph und benannte um 1863 alle neuen Straßen nach den vier Söhnen seines Vaters und dessen Ehefrauen. Diese Straße wurde nach seinem Halb­bruder Ewald Graf von Kleist benannt.
  19. Auf Seite [722] wird die Benennung der Eduardstraße als reine »Vornamen­straße«, ohne Bezug zu einer konkreten Person, behauptet. – Das Leipziger Adreßbuch 1905 erklärt auf S. 54 des II. Teils die Benennung nach Eduard Uhlig, dem letzten Gemeinde­vorstand von Plagwitz. Dessen Vornamen waren allerdings Carl Julius. – Interessanter scheint hingegen der Fakt, dass der Sohn und Nachfolger des Gründers der Maschinenfabrik Max Friedrich & Co., auf deren Gelände die Straße angelegt wurde, Eduard hieß, und dass der parallele Abschnitt der Industriestraße als Maxstraße angelegt wurde: Max war der Vater von Eduard.
  20. Auf Seite [751] wird die Benennung der Elisabeth­straße nach einer mittelalterlichen Kurfürstin Elisabeth vermutet. Das ist falsch. – Der Besitzer des Ritterguts Volkmars­dorf Conrad Adolph Graf von Kleist benannte um 1863 alle neuen Straßen nach den vier Söhnen seines Vaters und dessen Ehefrauen. Diese Straße wurde nach seiner Ehefrau Elisabeth Gräf‌in von Kleist benannt.
  21. Auf Seite [782] wird die Benennung der Erdmannstraße nach Carl Heine be­hauptet. Da weder Beschluss­nummer noch -datum angegeben sind, ist zu bezweifeln, dass den Autoren hierzu Dokumente vorlagen – es dürfte sich also um eine bloße Vermutung handeln. Da es zum Zeitpunkt der Benennung (jedenfalls vor 1880) keine »Carl-«, »Ernst-«, »Heine-« oder »Carl-Heine-« Straßen in Plagwitz gab, ist es sehr unwahrscheinlich, dass ausgerechnet dessen dritter Vorname zur Huldigung des noch lebenden Heine ausgewählt wurde. Falls überhaupt ein Zusammenhang zu ihm besteht, dann noch am ehesten zu Heines Großvater Erdmann Reichel, der auch schon in der West­vorstadt geehrt wurde.
  22. Auf Seite [789] ist die Namensgeschichte der Erich-Zeigner-Allee in deren einzelnen Abschnitten sehr unvollständig und zum Teil auch falsch. Insbesondere die Benennung der »Canal­straße« am 14. Oktober 1865 gehört zur Thomasius­straße in die West­vorstadt; in Plagwitz hieß der Abschnitt zwischen Karl-Heine-Straße und Kanal­brücke damals noch »Canal-Allee«. Als »Kirchweg« wurde der älteste Plagwitzer Abschnitt südlich der Alten Straße bis zur Grenze nach Klein­zschocher bezeichnet, in den Adressbüchern 1880, 1885 und 1887 wird der Name nie erwähnt. Der Abschnitt zwischen Karl-Heine-Straße und Grenze zu Lindenau hieß zunächst »Lindenauer Allee«, dann »Lindenauer Straße« – beide Namen fehlen hier völlig. Nur der kurze, damals sehr schmale Abschnitt in Lindenau hieß erst »Plagwitzer Weg«, zuletzt »Plagwitzer Straße«. Der Name »Elisabeth­allee« wurde zunächst nur in Klein­zschocher vergeben, 1893 wurden (wegen Namens­gleichheit nach der Eingemeindung) die Plagwitzer Straße, die Lindenauer Straße und die Canal­straße an die Elisabeth­allee angeschlossen.
  23. Auf Seite [840] wird angegeben, Ernst Meier starb 1907 in »Lindenau (jetzt Leipzig)«. Allerdings gehört Lindenau schon seit dem 1. Januar 1891 zu Leipzig.
  24. Die Angabe auf Seite [900] zum Vorgänger­namen Antonstraße der Friedens­straße »Seit (1893)« ist nicht nur rätselhaft, sondern falsch. Der Name findet sich schon in einem Adressbuch für 1866. – Der Sachgrund der Umbennung wird weder genannt noch durch Volltextsuche im gesamten Dokument erschließbar, da der damalige Namens­konkurrent, die ehemalige Antonstraße in der Ostvorstadt, überhaupt nicht behandelt wird.
  25. Auf Seite [907] wird die Benennung des Friedrich-Kram-Wegs nach einem Friedrich Kram behauptet, der Abt­naundorf von 1631 bis 1696 besessen haben soll. Allerdings gab es drei Guts­besitzer dieses Namens: Friedrich (I) erbte das Ritter­gut schon 1568 von seinem Vater Franz und starb 1618. Sein Sohn Friedrich (II) übernahm das Gut, starb aber schon 1672. Also muss auch dessen Sohn Friedrich (III) noch Eigen­tümer gewesen sein. Nach wem wurde die Straße benannt?
  26. Auf Seite [1019] werden für den Goerdeler­ring die Entstehung aus vier Plätzen und zur Untermauerung auch die früheren Namen »Löhr­platz« und »Theater­platz« behauptet. Allerdings betreffen diese den Tröndlin­ring bzw. den Richard-Wagner-Platz, wie auf Seite [2718] bzw. [2249] ganz richtig nach­zulesen ist. So bleiben nur Fleischer- und Schul­platz, die 1945 zum Friedrich-Engels-Platz zusammengefasst wurden.
  27. Auf Seite [1221] wird der Vorgänger­name Potsdamer Straße der Heinrich-Mann-Straße dahingehend politisiert, dass die Benennung angeblich erfolgte, um die »Über­einstimmung zwischen National­sozialismus und Preußisch-deutscher Tradition zu demonstrieren« (vermutlich in Bezug auf den »Tag von Potsdam«). Allerdings erhielten am selben Tag im selben Gohliser Viertel auch die Braun­schweiger, Hannoversche und Quedlin­burger Straße sowie der Küstriner Weg ihre Namen, ebenso wie vermutlich die geplanten, aber nie gebauten Hildes­heimer, Schweriner und Wolfen­bütteler Straße und der Lüne­burger Weg. Bei keiner anderen der preußischen Städte dieser Massen­benennung wurde ein ähnlicher Bezug zum National­sozialismus hergestellt, und es ist zu bezweifeln, dass dieser bei der Benennung nach Potsdam bestand.
  28. Auf Seite [1278] wird die Benennung der Hildegardstraße nach einem beliebten weiblichen Vornamen behauptet. Das ist durchaus möglich; die Formulierung »in Anlehnung an die Namensgebung benachbarter Straßen« ist aber irreführend. Die dortigen Vornamen waren keineswegs nur »beliebt«, sondern bezogen sich stets auf konkrete Personen. Der Besitzer des Ritterguts Volkmarsdorf Graf Conrad Adolph von Kleist benannte um 1863 alle neuen Straßen nach den vier Söhnen seines Vaters und deren Ehefrauen. Die hier wegen Namensgleichheit umbenannte Louisen­straße war nach Gräfin Louise von Kleist benannt.
  29. Auf Seite [1349] wird die Benennung der Idastraße nach einer Tochter des letzten Besitzers des Ritterguts Volkmars­dorf »Konrad Ewald Graf von Kleist« behauptet. Der hieß allerdings Conrad Adolph, seine Töchter Lilly, Marie und Luise. – Ida geborene von Seydewitz war die Ehefrau seines Bruders Wilhelm Graf von Kleist. Graf Conrad benannte um 1863 alle neuen Straßen nach den vier Söhnen seines Vaters und deren Ehefrauen.
  30. Auf Seite [1368] ist die Namensgeschichte der Industriestraße unvollständig. Die Stein­straße lag in Plagwitz, westlich der Zschocherschen Straße. Sie wurde vor 1867 von Carl Heine angelegt und mit einiger Sicherheit nach dem Bau­material benannt. Die Carl­straße wurde 1878 im Abschnitt Erich-Zeigner-Allee – Holbein­straße angelegt und erst nach 1890 nach Schleußig verlängert. Sie war vermutlich nach Carl Heine benannt. Der Abschnitt zwischen Zschocher­scher Straße und Erich-Zeigner-Allee wurde Ende der 1880er Jahre angelegt und hieß zunächst Max­straße – dieser Name fehlt hier völlig. Er wurde 1889 zur Carl­straße gezogen (diese Information findet sich fälschlich auf Seite [2555] bei der Spinnereistraße). – Die Umbenennung 1893 erfolgte wegen Namens­gleichheit, die Umbenennung 1956 aus politischen Gründen im Zusammen­hang mit der Umbenennung der Stalin­allee in Friedrich-Ludwig-Jahn-Allee.
  31. Bei der Jonasstraße (Seite [1403]) bleibt unklar, wann sie als Gustav-Harkort-Straße benannt wurde und warum (Ortsbezug!); und wieso sie 1902 umbenannt wurde. Die Neuschönefelder hatten extra den Vornamen in den Straßennamen aufgenommen, um eine Umbenennung wegen Namens­gleichheit mit der Harkort­straße in der Süd­vorstadt zu verhindern! Der echte Namens­zwilling, die Harkort­straße in Lindenau, wurde auch erst 1906 umbenannt!
  32. Bei der Karl-Tauchnitz-Straße (Seite [1457]) werden dem Namens­patron drei Töchter unter­geschoben, deren Vater nach bisherigen Darstellungen allerdings Bernhard von Tauchnitz, ein Vetter von Carl, war. Ein dunkles Familien­geheimnis? Oder einfach nur: »Ist doch egal, Tauchnitz bleibt Tauchnitz«?
  33. Klara von Tauchnitz, nach der die Klarastraße (Seite [1500]) benannt ist (seit wann eigentlich?), war die Tochter von Bernhard von Tauchnitz (1816–1895). Warum wird hier auf die Karl-Tauchnitz-Straße verwiesen, wo dessen Cousin Carl Christian Philipp Tauchnitz (1798–1884) erklärt wird?
  34. Auf Seite [1538] entsteht die Frage, wieso die Koch­straße einmal 1873 und dann wieder 1876 mit dem selben Namen versehen wurde. Richtig ist: 1873 wurde die vormalige Leipziger Straße in Connewitz in Kochstraße umbenannt, 1876 wurde die Connewitzer Straße in Leipzig ebenfalls in Kochstraße umbenannt. Der Vorgänger­name Leipziger Straße fehlt hier völlig. – Die Behauptung, dass die Bornaische Straße Teil der Via Imperii war, ist strittig und gehört jedenfalls nicht hier her.
  35. Auf Seite [1566] wird die Benennung der Konradstraße nach dem letzten Besitzer des Ritterguts Volkmars­dorf »Konrad Ewald Graf von Kleist« behauptet. Der hieß allerdings Conrad Adolph, demzufolge wurde die Straße um 1863 Conrad­straße benannt. – Der Anschluss der Sophien­straße erfolgte, da es diesen Straßen­namen in der Süd­vorstadt bereits gab. Die endgültige Änderung der Schreibweise von »Conrad« auf »Konrad« findet sich erstmals im Leipziger Adreßbuch für 1905, sie ist auf Dudens Vornamen­reform zurückzuführen.
  36. Auf Seite [1586] findet sich ein Schreib­fehler mit inhaltlicher Bedeutung: Kröner war nicht »erster Vor­steher«, sondern Erster Vor­steher. Es handelt sich um einen Titel, wie auch Regierender Bürger­meister oder Hohes Haus, und nicht um eine Reihenfolge. Der erste Erste Vor­steher des Börsen­vereins war übrigens Fried­rich Campe. – Die Namens­geschichte ist unvollständig: der Name Volksgarten­straße galt 1905–1911 nicht nur in Anger-Crottendorf, sondern auch im Sellerhäuser Abschnitt der Straße. Vorher hieß sie Garten­straße. Die Informationen hierzu finden sich fälschlich auf Seite [2773], wo eigentlich die Volksgarten­straße in Schönefeld behandelt wird.
  37. Auf Seite [1589] wird als Vorgängername des Krostitzer Wegs die Bezeichnung »Steinbach­weg« behauptet. Korrekt ist aber Steinbach­straße.
  38. Auf Seite [1754] ist die Jahreszahl »(1897)« beim Vorgängernamen Brüderstraße der Lüder­straße irre­führend, und – falls das Datum der Benennung gemeint ist – auch falsch, da dieser Name schon in einem Adressbuch von 1863 genannt wird.
  39. Auf Seite [1755] wird die Benennung des Lützner Plans 1924 nach der Stadt »Lützen in Sachsen-Anhalt« behauptet. Allerdings gab es damals noch kein Sachsen-Anhalt.
  40. Auf Seite [1756] wird die Benennung der Lützner Straße nach der Stadt »Lützen in Sachsen-Anhalt« behauptet. Allerdings ist der Straßen­name deutlich älter als der Begriff »Sachsen-Anhalt« (1947). – Als Benennungsdatum »der heutigen Gesamt­streckenführung« wird »26.10.77« behauptet (vermutlich ist 1977 gemeint), im Text wird dann immerhin die namentliche Verlängerung nach Miltitz im Jahr 2005 zugegeben (aber der alte Name Leipziger Straße dieses Abschnittes verschwiegen). Die Abspaltung des 1977 angehängten Teilstücks östlich der Zscho­cher­schen Straße als Bowmann­straße (vgl. Seite [481]) im Jahr 2016 wird aber hier mit keiner Silbe erwähnt.
  41. Auf Seite [1757] wird die Benennung der Gohliser Augusten­straße, einem Teil der heutigen Lützow­straße, erst für 1875 behauptet – ein neun Jahre älteres Adress­buch (1866) kennt aber auch schon diesen Namen. Das macht die angebliche Benennung nach Auguste Victoria (1858–1921) ausgesprochen unwahrscheinlich, da die Karriere der damals Acht­jährigen zur Kaiserin vermutlich noch nicht absehbar war. – Die Angabe »[Seit 1866]« beim Vorgänger­namen Feldstraße ist unklar, das eben genannten Adressbuch kennt jedenfalls keine Feldstraße. – 1875 ist das Jahr, in dem die 1872 erstmals auf einem Plan verzeichnete Eutritzscher Straße in Gohlis an die ältere Augusten­straße angeschlossen wurde. – Dass es sich bei der 1953 benannten Lützow­straße um einen wandernden Straßen­namen handelt, der bis 1950 für eine ganz andere Straße in der Südvorstadt galt, wird nicht erwähnt; auch nicht, wieso der nur drei Jahre zuvor aus politischen Gründen (»nicht mehr trag­bar«) verschmähte Lützow nun doch wieder zu Ehren kam.
  42. Auf Seite [1761] wird zum Vorgänger­namen Döllnitzer Straße der Lumumba­straße die Benennung nach dem 200 Kilo­meter entfernten »Dorf Döllnitz in der Nähe von Bis­mark (einstiger Sitz der Familie Bismarck) in der Alt­mark im Saal­kreis« behauptet. Das ist wider­sprüchlich (Bismark liegt zwar in der Altmark, aber nicht im Saal­kreis; die Familie von Bismarck saß auf Schön­hausen und etlichen anderen Gütern, aber weder in Döllnitz noch in Bismark) und auch falsch: der auch erwähnte Bezug zur Ritterguts­brauerei weist eindeutig auf das nur 30 Kilometer von Leipzig entfernte Dorf Döllnitz an der Weißen Elster (im Saalekreis!), das am 1. August 2004 nach Schkopau eingemeindet wurde.
  43. Der Mariannenpark (Seite  [1795]) ging nicht aus dem ehemaligen Park des Ritterguts Schönefeld hervor, sondern war eine Neu­anlage auf vorher landwirt­schaft­lich genutzten Feldern.
  44. Auf Seite [1904] findet sich zur Namens­geschichte der Motteler­straße die Behauptung, der 1-Tag-Name Huber­straße wäre 1947 nach dem noch lebenden Schweizer »Max Huber, geb. 28.12.1874, gest. 1.1.1960, Jurist, Präsident des Internationalen Roten Kreuzes« gewählt worden. Dies widerspricht allen ein­schlägigen Darstellungen, wonach der Münchner Musik­wissenschaftler Kurt Huber (1893–1943) gemeint war, der ebenso Mitglied der Widerstands­gruppe »Weiße Rose« war, wie die am gleichen Tag in unmittelbarer Nähe geehrten Geschwister Scholl. – Wann und warum sich die Schreib­weise von »Louisen­straße« zu »Luisen­straße« änderte (Franzosen­hass?, Dudens Vornamen­revolte?), bleibt ebenso offen wie die Frage, warum die Benennung nach einer Stifterin 1947 nicht mehr gewünscht war.
  45. Auf Seite [1927] wird die Benennung der Natalienstraße nach einer Tochter des letzten Besitzers des Ritterguts Volkmars­dorf »Konrad Ewald Graf von Kleist« behauptet. Der hieß allerdings Conrad Adolph, seine Töchter Lilly, Marie und Luise. – Die Russin Natalie geborene von Gloukhoff-Weriguine war die Ehefrau seines Halb­bruders Bogislaw Graf von Kleist (1824–1869). Graf Conrad benannte um 1863 alle neuen Straßen nach den vier Söhnen seines Vaters und deren Ehefrauen.
  46. Auf Seite [1956] wird die Benennung des Südteils der Neustädter Straße, der vor­maligen Carlstraße, ohne Angabe von Quellen »(seit 1873)« nach »Prinz Friedrich Karl von Preußen, General­feldmarschall und Armee­führer 1866 und 1870/71« behauptet. Das ist falsch. – Das Viertel wurde in den 1840er Jahren vom Leipziger Kaufmann Carl Lampe angelegt; alle neuen Straßen erhielten die Namen seiner Kinder. Warum sollte er hier einen preußischen Prinzen untermischen? Die Straße wurde mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nach Lampes Sohn Carl Lampe-Vischer (1836–1907) benannt.
  47. Auf Seite [2042] ist der Sterbeort von Johann Philipp Palm falsch als »Brunau / Inn« angegeben, richtig ist Braunau am Inn.
  48. Auf Seite [2061] wird zum Vorgänger­namen der Paul-Heyse-Straße in Schönefeld, die von 1910 bis 1919 Nostitz-Wallwitz-Straße hieß, einfach auf die Reichpietsch­straße verwiesen (die von 1885 bis 1958 Nostitzstraße hieß). Dort wird aber Hermann von Nostitz-Wallwitz (1826–1906) erklärt, während die Schönefelder Nostitz-Wallwitz-Straße nach dessem Neffen Karl von Nostitz-Wallwitz (1863–1939) benannt war. Das behauptet jedenfalls das Leipziger Adreß-Buch 1915, V. Teil, S. 57; und das ist auch glaubwürdig, wenn man weiß, dass am gleichen Tag (1. April 1910) in Schönefeld die Stöckel­straße ebenfalls ihren Namen erhielt. Albert Stöckel und Karl von Nostitz-Wallwitz waren aber derzeit die beiden Vorsteher der damals für Schönefeld sehr wichtigen Mariannenstiftung.
  49. Zur Probsteistraße wird auf Seite [2168] an erster Stelle die Benennung nach dem »Gut Schleußig, das bis 1543 dem Georgen-Nonnenkloster gehörte« behauptet. Abgesehen davon, dass der Verkauf schon am 26. Juli 1542 erfolgte, war weder das Kloster eine Propstei noch das Gut Schleußig ein Probstei­gut. – Immerhin wird dann an zweiter Stelle auch das Wald­stück Probstei angeboten, nach dem die Straße wirklich benannt wurde.
  50. Auf Seite [2249] wird für den Richard-Wagner-Platz der frühere Namen »Blumen­berg« behauptet. Dies ist komplett falsch: das vermutlich als Zeuge dienende Gebäude Großer Blumen­berg erhielt seinen Namen nicht nach der Lage auf einem Berg oder einem so genannten Platz (es liegt erst seit 1825 direkt am Platz!), sondern nach einer Familie. – Vor 1839 wurden die Gebäude am Platz als Vor dem Ran­städter Thore adressiert, dieser Name fehlt hier völlig. – Die Angaben zum Richard-Wagner-Denkmal sind veraltet: das Postament steht seit 2009 nicht mehr im Klinger­hain, und das Denk­mal ist seit 2013 vollendet.
  51. Auf Seite [2287] fehlt bei der Rödel­straße der erste offizielle Name Haupt­straße, der im Leipziger Adreß­buch 1893 erstmals erwähnt und bis einschließlich 1895 beibehalten wird. »Dorfstraße« oder »Ortsstraße« waren nie offizielle Straßennamen. – Die Entwicklung des Straßenverlaufs bleibt unklar: ursprünglich galt der Name zwischen Schleußiger und Rödelbrücke; also östlich der Schnorr­straße für den heutigen Schleußiger Weg. 1924 wurde die neue Straße in der Siedlung an die Rödelstraße angeschlossen und gleichzeitig das alte Ostende der Rödel­straße an den Schleußiger Weg angeschlossen.
  52. Auf Seite [2331] fehlt zu den Vorgänger­namen der Rudolph-Sack-Straße die Angabe der betreffenden Abschnitte. Die heutige Straße hieß seit mindestens 1880 Friedrichstraße. Der Name Fröbelstraße galt ab 1897 nur für eine kurze, in Nord-Süd-Richtung am Westrand der Kirche verlaufende neue Straße, wo der Kindergarten eröffnet wurde. 1904 wurde die Friedrichstraße wegen Namens­gleichheit an die Fröbel­straße angeschlossen; wieso der Beschluss vom 22. Oktober einmal am 8. November und noch einmal am 1. Januar 1905 in Kraft getreten sein soll, bleibt erklärungs­würdig. – Die Umbenennung 2000 erfolgte erneut wegen Namens­gleichheit. – Der Begriff »Sacksche Knochenmühle« ist für 1913 belegt, da hatte sich Rudolph Sack schon 22 Jahre aus der Geschäfts­führung zurück­gezogen und war schon 13 Jahre tot. Sollte man dies nicht eher seinen Nach­folgern anrechnen? – Es fehlt die Warnung, dass der Straßenname »Rudolf-Sack-Straße« früher für eine ganz andere Straße in Lindenau galt (ursprünglich »Quai­straße«), die heute keinen Namen hat.
  53. Auf Seite [2392] wird bei der Namens­geschichte zum Schillerweg die »Hirten­gasse« genannt, allerdings bat der Zahnarzt 1859 um die Umbenennung des »Hirten­gäßchens«. Am Folge­namen »Berg­gäßchen« stoßen sich die Autoren nicht, während im Artikel zur benachbarten Berggarten­straße (S. [400]) eine Wustmannsche Marotte vermutet wird, da es »weit und breit keinen Berg« gäbe.
  54. Der Schleußiger Weg (Seite [2406]) hieß im Stadt­teil Schleußig noch bis 1924 »Rödel­straße« (was auf S. [2287] auch nicht erwähnt wird). – Nicht die »heutige« Wundtstraße gehörte bis 1920 zum Schleußiger Weg, sondern nur deren Teil nördlich der Einmündung der Kurt-Eisner-Straße.
  55. Die angebliche Benennung der Spinnerei­straße (Seite [2555]) als »Karl­straße« nach dem hier all­gegenwärtigen preußischen Prinzen Friedrich Karl ist stark zu bezweifeln; er war in Sachsen völlig bedeutungs­los. Die Benennung erfolgte noch durch die Gemeinde Lindenau, spätestens 1887, und eher nach Carl Heine, dem das Grundstück vor der Bebauung gehörte. – Der Beschluss vom 3. Juli 1889 (Anschluss der Max­straße) gehört nicht hierher, sondern zur Industrie­straße. – Die Umbenennung 1906 war wegen Namens­gleichheit zur ehemaligen Karlstraße in der Ostvorstadt erforderlich.
  56. Auf Seite [2572] wird die Benennung der Adalbert­straße nach einem schon 1 000 Jahre toten Bischof von Prag angegeben. Das scheint sehr unwahrscheinlich. – Das Leipziger Adreßbuch 1920, Teil II, S. [1] behauptet hingegen die Benennung nach Admiral Adalbert von Preußen. Das würde zumindest besser zu den benachbarten Viktoria- und Friedrich-Wilhelm-Straße (jetzt Witzgall­straße) passen, beide nach Mitgliedern des preußischen Herrscher­hauses benannt. Und es würde auch erklären, warum die Adalbert­straße bei der Antimilitarismus- und Anti­feudalismus­aktion 1947 umbenannt wurde – die wirklich nach einem Bischof benannte Thietmar­straße wurde damals jedenfalls nicht angetastet.
  57. Auf Seite [2601] fehlt der erste Name Bauverein der Stockmannstraße, der sich (mit 24 Häusern) schon in einem Adressbuch von 1880 findet. Dieser Name verweist auf den 1871 gegründeten Bauverein »Neu­plagwitz«, der die Straße anlegen und bebauen ließ.
  58. Die Thüringer Straße (Seite [2687]) hieß zunächst An der Südstraße. 1886 musste sie umbenannt werden, da die Südstraße umbenannt wurde. Sie liegt nicht an der Thüringer, sondern an der Zeitzer Eisenbahn.

  59. Auf Seite [2719] wird die Benennung der Trötzschel­straße wegen einer Stiftung für Schul­kinder behauptet. Allerdings kennt Pfarrer Albert Stöckel, Verwalter der Schönefelder Stiftungen, 1912 in seiner Schrift Die Parochie Schöne­feld nur eine Trötzschel-Stiftung zum Unterhalt des Familien­begräbnisses.
  60. Auf Seite [2773] ist die Namens­geschichte der Volksgarten­straße teil­weise falsch dargestellt. Die »Garten­straße« in Sellerhausen und deren Umbenennung 1905 hat mit dieser Volksgartenstraße nichts zu tun, beides gehört auf Seite [1586] zur Kröner­straße. Die einzigen Vorgänger­namen in Schöne­feld sind Hohe Straße und Seller­häuser Weg.
  61. Auf Seite [2803] bleibt bei den beiden Vorgängernamen der Walter-Heinze-Straße offen, für welche Abschnitte sie galten. Ziegelstraße hieß der längere, südliche Teil zwischen Lauchstädter und Weißenfelser Straße, Zimmerstraße der kürzere, nördliche Teil zwischen Weißenfelser und Karl-Heine-Straße. Beide Namen wurden schon 1880 in einem Adressbuch genannt. – Der Grund für den Anschluss der Zimmerstraße wird nicht angegeben: offensichtlich war es die Namensgleichheit zur Zimmer­straße in der Westvorstadt.
  62. Auf Seite [2884] zur Wilhelm-Sammet-Straße fehlt eine Erklärung, warum der Vorgängername »Bleichert­straße« 1963 trotz des Orts­bezugs (Bleichertwerke) verschwand, und der Hinweis, dass er 2001 (an anderer Stelle, ganz ohne Orts­bezug!) neu vergeben wurde (Bleichert­straße). – Der Vorgängername »Carola­straße« im Eutritzscher Abschnitt musste 1904 übrigens wegen Namens­gleichheit zur Reudnitzer Carola­straße, der heutigen Kröbel­straße, aufgegeben werden.
  63. Auf Seite [2970] wird zum Vorgängernamen Wilhelmstraße der Zollikoferstraße die Benennung nach »Kaiser Wilhelm I.« behauptet. Das ist falsch. Der Straßenname findet sich schon auf einem Stadtplan von 1864, da war Wilhelm überhaupt noch kein Kaiser. Warum sollte eine Straße in Sachsen nach dem preußischen König benannt sein? – Der Besitzer des Ritterguts Volkmarsdorf Conrad Graf von Kleist benannte um 1863 alle neuen Straßen nach den vier Söhnen seines Vaters und dessen Ehefrauen, und diese Straße trug den Namen seines Bruders Wilhelm Graf von Kleist.
  64. Auf Seite [2974] fehlt die Namens­geschichte des Lindenauer Abschnitts der Zscho­cher­schen Straße (Ost­straße / Bernhard­straße, Frankfurter Straße). – Die Existenz der Brücke über den Karl-Heine-Kanal ist 38 Jahre zu spät angesetzt: die steinerne König-Johann-Brücke wurde am 26. Juli 1862 geweiht und ersetzte auch schon einen älteren Holzbau von 1858.
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